BBI – Debatte: Kreistagsausschuss diskutierte in Schulzendorf über die Flugrouten.

17. November 2010
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Am Dienstag tagte der Ausschuss für Bauen und Umwelt des Kreistages in einer Sondersitzung im Schulzendorfer Rathaus. Dass die Erörterung ausgerechnet im neuen Rathaus stattfand war sicher kein Zufall. Schließlich zählt  Schulzendorf zu den besonders stark vom BBI – Fluglärm betroffenen Gemeinden.

Lediglich fünf der neun Ausschussmitglieder diskutierten über die vorgesehenen Flugrouten am BBI und deren Auswirkungen auf den Landkreis Dahme Spreewald. Die Deutsche Flugssicherung (DFS) und die Flughafengesellschaft (FBS) hatten offenbar keinen Gesprächsbedarf. Sie blieben der Sitzung fern. Mit dabei war der Staatssekretär des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, Rainer Bretschneider.

Nach seiner Überzeugung würde die vielfach geforderte Rückkehr zu den alten Flugrouten nicht die Probleme lösen. Flugrouten mindern nicht den Lärm, sondern sie verteilen ihn nur. Deshalb müsse nun gründlich geprüft werden, welche Route die verträglichste Lösung bringt, vor allem für die am härtesten Betroffenen. Dazu sind Untersuchungen durch die Deutsche Flugsicherung(DFS) notwendig.  Die brauchen jedoch Zeit, wenn sie vernünftig sein sollen. Es muss klar sein, wie viele Menschen werden mit welcher Belastung bei welcher Routenführung  überflogen?

Der Lärm und seine Folgen werden nicht geringer, wenn man seit zehn Jahren weiß, dass man belastet wird. Bretschneider offenbarte, dass er eine gewisse Sympathie für die  sogenannte “Hoffmannkurve” habe. Nach der könnten von der südlichen Startbahn in Richtung Osten abgehende Flugzeuge noch vor der Autobahn A 13 eine 180 Grad Kurve fliegen. Damit würden Schulzendorf, Eichwalde und Zeuthen vom Lärm zu großen Teilen verschont bleiben.

Rund 80 Prozent der Flugzeuge könnten  dieses Manöver fliegen, nur die steigungsarmen Riesenjets hätten da Probleme. Allerdings müssten  auch die Folgen dieser Routenführung untersucht werden.

Kritisch bewertete Schulzendorfs BVBB – Ortsgruppensprecher Gernot Franke (BürgerBündnis) den Auftritt vom Staatssekretär im Schulzendorfer Rathaus. „Herr Brettschneider ist der Wolf im Schafspelz. Er denkt Wunder, was er für die vom Fluglärm betroffenen Bürger tut. Sein Ministerium ist für den Standort Schönefeld mitverantwortlich. In Wirklichkeit will er nur die Gemüter beruhigen.” , tadelte Franke.

Eine andere Sicht auf die Dinge hatte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe  “Fluglärm/Schallschutz” des Dialogforums,  Dr. Herbert Burmeister. „Ich bin der Auffassung, dass nun erst einmal ohne Presse sachlich diskutiert werden muss. Natürlich unter Einbeziehung aller Betroffenen. Die Fluglärmkommission ist als Gremium dafür wohl eher ungeeignet.”, meinte Schulzendorfs Ex – Bürgermeister.

(Fotos: Burmeister)

8 Responses to BBI – Debatte: Kreistagsausschuss diskutierte in Schulzendorf über die Flugrouten.

  1. drbach
    18. November 2010 at 22:47

    Ich wußte nicht, daß man eine der sinnvollen Routen “Hoffmannkurve” nennt, habe mir aber schon vor einigen Wochen die Routen des mit BBI weitgehend ähnlichen Flughafens München angesehen. Besonders schön unter
    http://www.bif-hallbergmoos.de/images/flugrouten.pdf
    zu finden.

    Da hat sicher auch die Politik (oder doch nur die menschenfreundliche DFS?) dafür gesorgt, daß von der dortigen Südbahn schon 2.5km nach Rollbahnende ins Isartal abgebogen wird. Das entspräche einem Flug entlang der A113, ohne Waltersdorf, Schulzendorf etc. zu überfliegen.
    Die Starts von der Nordbahn und die kaum zu vermeidenden geradlinigen Landungen sind für unsere Gemeinden schon zigmal schlimmer, als es gelegentliche Starts Richtung Lichtenrade jemals sein können.

  2. bärbel
    18. November 2010 at 19:59

    @ Heike

    Den Erfolg einer Demonstration daran zu messen wie viele Gemeindevertreter daran teil nehmen halte ich für zweifelhaft. Jeder Betroffene kann und sollte sich meiner Meinung nach an den Prostesten beteiligen. Es ist ja augenscheinlich, dass sich sehr wenige Schulzendorfer an den Protesten beteiligen und daher sollte die Frage eher sein warum das so ist.

    Die Schulzendorfer Gemeindevertretung hat sich nicht für einen Flughafenausschuß entschieden da sie der Meinung war, dass die Themen die ein solcher Ausschuss behandeln würde auch im Ortsentwicklungsausschuss einen Platz finden werden. Gerade diejenigen Gemeindevertreter die einen Flughafenausschuss gefordert haben und Themen und Sachverstand in dem Ausschuss sammeln wollten haben bis heute nichts dazu im Ortsentwicklungsausschuss eingebracht. Fragen Sie doch einmal Herrn Franke oder Herrn Puhle was aus dem viel gepriesenen Sachverstand und den vielen Themen geworden ist. Bis jetzt nichts!

  3. Für den BBI
    18. November 2010 at 11:48

    Und ich bin immer noch dafür das sich mal jemand mit den kleinen Fischen auseinandersetzt! Bevor sich hier so mancher mit nem Halbwissen zu den Flugrouten äußert sollten unsere Gemeinde erst einmal dafür sorgen das wir wieder Licht in den Straßen haben!!! Kann doch nicht sein das wir das 3. Jahr in folge im dunkeln stehen!! Dann freue ich mich auf die Flieger, denn lieber Landescheinwerfer als dunkle Straßen! Daumen hoch liebe Gemeinde!

  4. Heike
    18. November 2010 at 11:10

    Nach meinem Empfinden wurde auch seitens der Gemeinde Schulzendorf gegen den falschen Flughafenstandort wenig oder vieles nur halbherzig unternommen. Damals wurde auch mit großer Mehrheit der Gemeindevertreter ein Flughafenausschuss, so wie er in Blankenfelde und Eichwalde existiert, abgelehnt und das in einer Gemeinde, die stark betroffen ist.
    Heute gehen unser Bürgermeister und andere Gemeindevertreter von Schulzendorf (ihr jetziges Engagement in allen Ehren) zu Veranstaltungen in andere Gemeinden und unterstützen diese. Ich habe nichts dagegen und find es auch löblich, aber auf einer Veranstaltung oder einer Demo des BVBB sah ich keine Vertreter unserer Gemeinde. Man kann zu dem BVBB seine Meinung haben, aber er hat es wenigstens erreicht, dass wir hoffentlich nachts vom Lärm der Flieger verschont bleiben.
    Ich hoffe nur, dass sich alles zum Guten wendet. Denn wir alle wollen ja in unserem schönen Schulzendorf wohnen bleiben.

  5. samstag
    17. November 2010 at 21:49

    Na dann sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass Sie immer erst für Alles eintreten, wenn es dann ernst wird gegen Alles sind und bei einer Einweihung oder Ähnlichem dann wieder in der ersten Reihe stehen um auch ja aufs Pressefoto zu kommen und so tun als ob alles schon immer Ihre Idee gewesen wäre. Ich sag nur Bau der Turnhalle, Umbau der Schule, Rathausbau und so weiter. Das nenne ich ehrliches Engagement. Weiter so Herr Kolberg!

  6. Joachim Kolberg
    17. November 2010 at 20:42

    lieber bingeladen,

    auch ich bin darüber verärgert, dass wir Schulzendorfer über die Jahre wenig Unterstützung in unserem Kampf gegen den Flughafenstandort erhalten haben. Allerdings hat das nichts mit der Parteizugehörigkeit zu tun. Auch Mitglieder aller anderen Parteien haben erst jetzt erkannt, dass Lärm nicht nur störend ist. Leider wirkt hier das St. Florians Prinzip. Trotzdem müssen wir jetzt zusammen stehen. Beurteilen sie mich bitte nach meinem Engagement, nicht nach dem, was andere machen.

    Joachim Kolberg

  7. bingeladen
    17. November 2010 at 17:39

    Ich finde es schon merkwürdig, dass gerade einmal 60 % der Ausschussmitglieder an dieser Runde teilnehmen. Woran liegt das? Ist kein Interesse an diesem für uns so wichtigem Thema vorhanden?

    @herr Kolberg: Ich finde ja ihr persönliches Engagement sehr gut. Allerdings muß ich absolut kritisieren, was ihre Parteikollegin, Frau Bergmann – Prohl von sich gibt. Nach Jahren der BBI Debatten kricht diese Frau aus ihrem Zeuthner Nest und schwingt große Töne, weil ihr Garten überflogen wird. Wo war die Dame vor zwei Jahren. An welcher Demo in Schönefeld hat sie denn im Interesse der Menschen in Blankenfelde teilgenommen.?

  8. Joachim Kolberg
    17. November 2010 at 12:45

    Ganz gleich auf welche Veranstaltung zur Flugroutenproblematik man geht, immer ist davon die Rede, dass man nicht die Betroffenen gegeneinander ausspielen kann und soll. Allerdings muss man endlich einmal zur Kenntnis nehmen, dass es nur wenige Gemeinden gibt die überdurchschnittlich belastet werden. Dazu gehören im Osten Schulzendorf, Waltersdorf, Eichwalde und Zeuthen sowie Bohnsdorf auf Berliner Gebiet und im Westen Selchow, Blankenfelde-Mahlow und Genshagen. Somit hält sich mein Bedauern gegenüber Lichtenrade, Teltow, Stahnsdorf und Wannsee, wenn man die Flughöhen zu Grunde legt, in Grenzen. Es ist unmöglich allen gerecht zu werden. Ich erwarte, dass sich alle Verantwortlichen über die Prioritäten im Klaren werden. Die Rückkehr zu den alten Flugrouten scheint nicht die Lösung zu sein. Deshalb muss in Ruhe überlegt werden, wie den o.g. Gemeinden am besten geholfen werden kann. Ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet. Ich kann aber Karten lesen. Daraus ergibt sich, dass es nur eine Wahl zwischen Pest und Cholera gibt. Für mich wäre in Richtung Westen eine Abknickung der Routen nicht die beste Lösung, aber eine akzeptable. In Richtung Osten sollte von der Südbahn die sogenannte „Hoffmankurve“ geprüft werden. Diese 180 Grad Kurve würde dazu beitragen, dass Schulzendorf, Waltersdorf, Eichwalde und Zeuthen weitgehend verschont bleiben. Fazit ist, die beste Lösung, allerdings auch die unrealistische und nicht mehr umkehrbare, wäre kein Flughafen. Die damalige Standortentscheidung war falsch. Wir Bürgerinnen und Bürger haben jetzt die Folgen zu tragen.

    Joachim Kolberg

    Vors. des Ortsentwicklungsausschuss der Gemeinde Schulzendorf,
    Mitglied des Kreistages

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