rbb Knallhart Debatte – Bürger reden Klartext, Mythos bröckelt!

18. Juli 2025
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Zeuthen. Die Debatte um die umstrittene Bahnquerung am Hankelweg spitzt sich zu! Ein „Gefälligkeitsgutachten“ hat den Hankelweg als die Vorzugsvariante für die Bahnquerung in Zeuthen ausgerufen. Doch die Zweifel sind groß. Kritiker fragen: Wer hat eigentlich die Kriterien für die Auswahl der fünf möglichen Standorte in Zeuthen bewertet? Und warum saß der NABU Dahmeland e.V. nicht in der Bewertungskommission?

Scharfe Kritik an der Gewichtung von Auswahlkriterien im „Gefälligkeitsgutachten“ kam von Zeuthens Gemeinderätin Christine Wehle: „Umweltkriterien wurden nicht so hoch gewertet, wie der Verkehrsfluss.“

Bürgermeister Martens stellt sich den bohrenden Fragen von rbb-Reporterin Marchot (Bild: Andreas Hasselow)

Bürgermeister Martens stellt sich den bohrenden Fragen von rbb-Reporterin Marchot (Bild: Andreas Hasselow)

Bürger wehren sich

Eine Bürgerinitiative protestiert gegen den Vorzugsstandort, der laut ihnen die Natur in Zeuthen maximal zerstört. Sie rief das bekannte „Robur-Team“ vom rbb, um die brisante Diskussion öffentlich zu machen. Am Dienstag stieg Reporterin Caroline Marchot aus dem blauen Bus aus, um die Knallhart-Debatte zu eröffnen.

Alexander Hain, Chef der Bürgerinitiative, erinnert Bürgermeister Philipp Martens (Die Linke) an sein Wahlversprechen, Wald und Natur in Zeuthen zu schützen. Martens bleibt gelassen: „Natürlich stehe ich zu meinem Versprechen!“

Und was sagen die Zeuthener selbst? Michael Dathe vermutet: „Es wirkt so, als ob der Hankelweg das Ziel der Bahnquerung sein sollte.“ Und Peter Gründer schimpft: „Dafür sollen tausende Bäume fallen? Das ist eine Schande!“ Besonders den Kindern im Ort ist der Hankelwald ans Herz gewachsen. Nicole Bernd hebt den pädagogischen Wert des Waldes hervor, während Gemeinderat Holger Pieplow (Bündnis 90/Die Grünen) klar sagt: „Wir brauchen keine Bahnquerung am Hankelweg, das ist eine schlechte Idee.“

Alexander Hain, Chef der Bürgerinitiative (Bild: Andreas Hasselow)

Alexander Hain, Chef der Bürgerinitiative (Bild: Andreas Hasselow)

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Landkreisvertreter löst Protest aus

Dr. Matthias Städter, Chef des Amtes für Wirtschaftsförderung und Tourismus im Landkreis Dahme-Spreewald, rechtfertigte die Auswahl des Vorzugsstandortes Hankelweg: „Wir haben überlegt, wo ist der größte Nutzen für Bürger und wo ist die geringste Belastung für die Gesamtheit.“  Ein Bürger schreit angesichts der Tatsache, dass am Hankelweh etwa 6.000 Bäume gefällt werden müssten, auf: „Das ist unverschämt!“

Martens: „Es kann auch der Forstweg sein.“

Bürgermeister Martens erklärt, dass die Diskussion um eine niveaufreie Bahnquerung seit 20 Jahren läuft. Zunächst soll in der Gemeinde eine Entscheidung getroffen werden, ob überhaupt eine solche Querung gebaut werden soll. „Dann werden wir einen Planungsantrag an das Land stellen. Land, Bahn und Bund setzten sich dann an einen Tisch, sie bezahlen das Projekt schließlich, und werden Feinuntersuchung starten. Diese Ergebnisse sind abzuwarten.“ Martens schloss nicht aus, dass im Ergebnis der Untersuchungen ein anderer Standort empfohlen wird.

Die rbb Reporterin bohrt mehrfach bei Martens nach, wer denn nun am Ende die Entscheidung zum Standort trifft. Martens glasklar: „Es ist nicht so, dass über unsere Köpfe hinweggeplant wird. Land und Bahn bauen nicht dort, wo die Kommune dagegen ist.“

Bürger kritisieren das "Gefälligkeitsgutachten" und fürchten die Folgen massiver Baumfällungen. (Bild: Andreas Hasselow)

Bürger kritisieren das “Gefälligkeitsgutachten” und fürchten die Folgen massiver Baumfällungen. (Bild: Andreas Hasselow)

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Ein Mythos bröckelt

„Wir brauchen keine niveaufreie Bahnquerung, es soll alles bleiben, wie es ist.“, meinte unter Beifall ein Bürger. Doch ein Argument für eine niveaufreie Querung wird von Politikern stets angeführt: Wegen der ansteigenden Schließzeiten der Schranken kommt es vor, dass Krankenwagen die geregelte Hilfsfrist von 15 Minuten im Rettungsdienst nicht mehr eingehalten können.

Kontra kam vom Chef des NABU Dahmeland e.V., Matthias Rackwitz: „Noch nie hat ein Notarzt 20 Minuten an der Schranke gestanden.“ Die anwesende Ehefrau eines Notarztes aus der Region bestätigte das. „Es fährt kein Arzt im Notfall über den Bahnübergang am Forstweg.“ Um auf die andere Seite der Bahn zu gelangen wird der Tunnel in Wildau genutzt.

Bis eine Bahnquerung realisiert wurde, dürfte ein Jahrzehnt vergehen. Und deshalb plädiert BI-Chef Hain für den Bau einer neuen Rettungsstelle auf der östlichen Seite der Bahn.

Der rbb-Bericht wird am Samstag übertragen.

Der Schulzendorfer meint: Philipp Martens geht bürgermeisterlich mit Protesten der Anwohner und Naturschützer um. Er hört ihnen zu, nimmt ihre Sorgen und Kritiken ernst und steht mit ihnen im fairen Dialog. Allein dafür verdient er Respekt. Denn nicht alle Bürgermeister der Region können Gleiches von sich behaupten.

3 Responses to rbb Knallhart Debatte – Bürger reden Klartext, Mythos bröckelt!

  1. Andreas
    22. Juli 2025 at 10:47

    Ist denn eigentlich klar, wer in der Bewertungskommission saß?

  2. Neubarth
    18. Juli 2025 at 19:14

    Der Wald muss erhalten bleiben!!! Versiegelung von Flächen stoppen!!

  3. Lärmgegner
    18. Juli 2025 at 19:10

    Sehr nett, als wie einen Notarzt brauchen – vergingen 2 h. Der Notzarzt erklärte – wir standen an der Schranke. Vielen Dank Herr Rackwitz !

    Wenn alle einen Hubschrauber in Zeuthen haben, bracht man keine Brücke mehr. Es gibt aber ja noch eine Alternative fürs Sterben – die Baterie ist alle von Krankenwagen.

    Was ist das für eine NABU – den Flughafen fanden sie schon- Menschen scheinen aber nicht zu interessieren !

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