Ehrenamtliches Engagement gewinnt in Zeiten knapper Kassen der Kommunen immer mehr an Bedeutung. Ohne die unermüdliche Hingabe vieler Schulzendorfer wäre das gesellschaftliche Leben im Ort um einiges ärmer. Ein gutes Beispiel für solch einen ehrenwerten Einsatz sind die Aktivitäten des Vereins zur Wiederherstellung der Patronatskirche und des Dorfangers e.V. (Patronatskirchenverein).
2001 schloss die Gemeinde Schulzendorf mit der Evangelischen Kirche einen Erbbaurechtsvertrag. Sie hat sich damit über 99 Jahre an die Patronatskirche gebunden. Von Bedeutung ist der Umstand, dass die Gemeinde nicht nur Besitzer, sondern auch Eigentümer der Kirche ist. Der Sinn des Erbbaurechtsvertrages besteht darin, die Kirche und seine Anlagen so zu entwickeln, dass für die Gemeinde ein kulturelles Zentrum entsteht.
Um dieses Ziel zu erreichen gründete sich der Patronatskirchenverein. Er sieht sich dabei jedoch nicht als Kulturverein, die von ihm organisierten Veranstaltungen sind Mittel zum Zweck. Mit ihnen sollen Spenden eingeworben werden um das Eigentum der Gemeinde zu erhalten und zu vermehren.
Seit seiner Gründung im Jahre 1999 haben die Vereinsmitglieder 174.182,48 Euro Spenden, Fördergelder und Mitgliedsbeiträge gesammelt und in die Werterhaltung der gemeindeeigenen Kirche investiert. Hinzu kamen kostenlose Leistungen der Vereinsmitglieder im Wert von rund 46.000 Euro. Das Antlitz der Kirche hat sich gerade deshalb in den letzten Jahren spürbar verbessert.
„Die Gemeinde Schulzendorf sollte stolz sein, so ein kulturelles Objekt vorweisen zu können. Gemeinden wie Eichwalde, Zeuthen und Königs Wusterhausen können nicht mit Vergleichbarem aufwarten.“, resümierte Vereinschef Dr. Wilfried John unlängst, als er Gemeindevertreter über die Aktivitäten und Finanzen des Vereins unterrichtete.
Derzeit werden die Wappentafeln der Kirche aufwendig restauriert. Noch in diesem Monat werden die neuen Kulturstücke zu bewundern sein.
Nicht jeder Cent in Schulzendorf wird dreimal umgedreht. In Sachen Patronatskirche schauen die Gemeindevertreter mit Argusaugen auf jede Investition. Ursprünglich hatte der Patronatskirchenverein für die Wiederherstellung der Wappentafel um eine finanzielle Unterstützung von 10.000 Euro gebeten. Die Verwaltung hatte im Haushalt dann 6.000 Euro vorgemerkt, doch diese Ausgabe bekam später von den Gemeindevertretern den Stempel „Sperrvermerk“ aufgedrückt, was so viel bedeutet wie: es gibt vorerst kein Geld!
Sollte tatsächlich die Umsetzung des Projekts der Wappentafeln in Gefahr geraten? Vereinsboss Dr. John gab jüngst Entwarnung: „Wir werden die Kosten für die Restaurierung der historischen Tafeln aus Spendengelder, die dem Verein zugekommen sind, finanzieren.“
Auch in Sachen des geplanten Parkplatzes an der Patronatskirche stellten Gemeindevertreter von CDU, BürgerBündnis und SPD der Gemeinde Schulzendorf ein Bein und stempelten das durch die Gemeindevertretung bereits beschlossene Vorhaben auch mit einem „Sperrvermerk“ ab. Die vielen Besucher der zahlreichen Veranstaltungen ärgert das natürlich, denn die Suche nach einem Parkplatz an Konzertabenden im Altdorf gleicht der nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen.
Die Ehrenamtlichen vom Patronatskirchenverein haben bereits die nächsten Ziele vor den Augen. Der im Neuen Museum in Berlin eingemottete, jedoch aus der Kirche stammende Traufengel aus dem 16. Jahrhundert soll künftig wieder in der Patronatskirche schweben. Die ersten Vertragsgespräche mit der Museumsdirektion sind erfolgreich gelaufen, doch ganz umsonst wird die Leihgabe jedoch nicht zu bekommen sein.
Welch ein Glück für die Gemeinde Schulzendorf, dass es die Begeisterten vom Patronatskirchenverein gibt!
Die Wappentafeln werden nun doch erst zum Tag des offenen Denkmals am 11. September zu bewundern sein. Bis dahin muss die Farbe noch aushärten.
Danke an die Mitglieder des Vereines für ihr Durchhaltevermögen. Das Engagement der Mitglieder ermöglicht u.a. auch die “Pausenversorgung” bei Veranstaltungen. Der Hinweis auf die Seite http://www.patronatskirche.de sollte hier noch gestattet sein. Dort findet man Historie, das Bautagebuch, Berichte über die alten und neuen Veranstaltunge und Ansprechpartner des Vereins. Eine Broschüre “10 Jahre Patronatskirche” erhalten sie zu den Veranstaltungen an der Abendkasse oder beim Verein. Auch damit wird zur Füllung der Spendenkasse beigetragen.
Der Verein setzt sich nicht nur für den Wiederaufbau der Kirche ein sondern auch für den Erhalt und Gestaltung des gesamten Areals “Dorfanger”.
(Irene Robus)