Hort Desaster: Wird der türkische Estrichleger zum Buhmann gemacht?

24. Januar 2018
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Bei der Suche nach dem Schuldigen an der Terminverschiebung der Hort Übergabe sind die Verantwortlichen schnell fündig geworden: Das Estrichunternehmen aus Magdeburg.

„Das ist ein türkischer Inhaber, mit dem es schwierig ist, zu kommunizieren. Ihm fehlt ein deutschsprachiger Bauleiter, der weiß, was eine DIN – Norm ist.“, beschreibt Projektchef Schagemann das Dilemma im Umgang mit dem Unternehmen.

Diese Einschätzung wirft allerdings Fragen auf. Denn die Gemeinde hat das türkische Unternehmen auf Eignung hin unter die Lupe genommen und es für leistungsfähig erklärt. Sich jetzt hinzustellen und über Kommunikationsprobleme zu jammern, soll wohl eher von eigenen Unzulänglichkeiten ablenken.

Selbst bei fristgerechtem Estricheinbau wäre das Hortprojekt bis 28. Februar nicht fertig geworden. (Foto:mwBild)

Selbst bei fristgerechtem Estricheinbau wäre das Hortprojekt bis 28. Februar nicht fertig geworden. (Foto:mwBild)

Schulzendorfs Rathaus tut so, als sei es unschuldig am Termin- und Mangel Debakel. Man sieht sich sogar in der Opferrolle. Das Unternehmen hätte nicht gut gearbeitet, heißt es. Es mussten Arbeiten an der Abdichtung korrigiert werden, weil durch die türkischen Arbeiter deutsche Normen fehlinterpretiert wurden.

Doch Schagemann und das Bauamt müssen sich fragen lassen, wie ernst sie ihre Verantwortung bei der baubegleitenden Qualitätskontrolle genommen haben.

Besonders bei mangelanfälligen Bauausführungen, wie Abdichtungen, Dach – oder Ortbetonarbeiten, sind sie zu erhöhter Aufmerksamkeit und intensiver Wahrnehmung der Bauaufsicht verpflichtet. Die Abdichtung des türkischen Unternehmens erst dann zu überprüfen, wenn sie insgesamt fast fertiggestellt ist, deutet wohl auf ein schweres Prüfungsversäumnis hin.

Ein Baurechtsexperte gegenüber dem Schulzendorfer: „Die Rechtsprechung verlangt bei kritischen Arbeiten vom bauleitenden Architekten die unmittelbare Verhinderung des Entstehens des Mangels.“

Das Estrichunternehmen sollte nach Schagemanns Worten seine Arbeiten im Dezember 2017 erledigt haben. Angenommen dieser Termin wäre eingehalten worden, wäre dann auch die Übergabe Ende Februar 2018 gesichert gewesen?

Nein! Das gesamte Vorhaben befindet sich monatelang im Verzug. Das Grundübel des Projekts liegt nach Expertenmeinung im Rohbausystem. Im April 2017 sollten die Arbeiten am Dach des Hortes beginnen. Zu diesem Zeitpunkt fehlten teilweise noch die Wände im Erdgeschoss. Der Verzug sollte mit einem Zwei – Schicht – Betrieb aufgeholt werden, doch der Plan ging nicht auf. Trockenbau-, Fassaden-, Tischler- und Metallbauarbeiten hängen deutlich hinterher. Diese Arbeiten wären Ende Februar 2018 nicht fix und fertig gewesen.

Zwischen Gemeinde und dem türkischen Unternehmer bahnt sich ein Rechtsstreit an. Eine Kündigung des Vertrages schloss Bauchef Sonntag inzwischen nicht mehr aus.

8 Responses to Hort Desaster: Wird der türkische Estrichleger zum Buhmann gemacht?

  1. Peter Siegert
    25. Januar 2018 at 14:24

    Natürlich nicht, Herr Knuffke. Solche Kosten müssen geteilt werden. Und der Sprachmittler soll ja nicht mit jedem Mitarbeiter reden. Sondern mit den Köpfen der Firma, also mit dem Firmeninhaber, dem bauleitenden Polier. Ihnen muss vermittelt werden, was die deutsche Bauleitung konkret erwartet. Wenn die Köpfe der Firma Deutsch schlecht beherrschen, muss das doch im Vorfeld bekannt gewesen sein. Daher verstehe ich auch nicht die plötzliche Überraschung über die “Kommunikationsprobleme”. Für mich hört sich das alles nach Schutzbehauptungen an.

  2. Peter Lustig
    25. Januar 2018 at 10:48

    Da gibt es ne DIN, die heißt “Toleranzen im Hochbau”. Ich hoffe, die ist dem Bauamt bekannt…? Also mal einen 3 m Richtscheid auf den Boden legen!

    Viel Spaß

  3. Insider
    25. Januar 2018 at 08:32

    So lange in Schulzendorf Bauprojekte von Menschen mit Halbwissen gesteuert werden, wird sich die Situation nicht verbessern. Angesichts der bevorstehenden Projekte sollte die GV einen Bauausschuss gründen, der ausschließlich mit Bauprofis besetzt ist, denen man nicht einen verkorksten Rohbau als etwas Gelungenes verkaufen kann.

  4. Frank Knuffke
    25. Januar 2018 at 05:52

    Also,die Bauleitung soll einen Dolmetscher organisieren? und bezahlen?Was denn für einen?Einen der deutsch-türkisch übersetzen kann?
    Da haben sie dann schon wieder Pech gehabt,für mich sahen die aus wie Albaner….So viel wie ich weiss,waren die Einzelheiten in der Ausschreibung enthalten und der Unternehmer hat unterschrieben,daß so durchzuführen.Aber gut,mir sind die Details eigentlich Wurscht.Für mich ist vorher klar,daß so wie öffentliche Baustellen organisiert und durchgeführt werden,Probleme vorprogrammiert sind.So was gehört in die Hände von einem erfahrenen Bauunternehmer,welcher seine Gewerke an der Hand hat und weiss diese zu koordinieren.Leider wurden die durch Ausschreibungen und Preisdrückerei vom Markt verdrängt.Das wurde durch die Politik in Berlin und Brüssel so verursacht….Ich sag nur, viel Spass im multi-kulturellen Irrenhaus…..

  5. Peter Siegert
    24. Januar 2018 at 21:03

    Herr Knuffke, ich stimme Ihnen völlig zu. Mängel müssen von dem korrigiert werden, der sie verursacht hat. Ohne wenn und aber. Das ist im Artikel auch unstrittig, so lese ich ihn jedenfalls. Fragwürdig ist das Verhalten der Bauleitung. Wenn sie ahnt, dass sie es mit einem “Wackelkandidaten” zu tun hat, dann hat sie die verdammt Pflicht schärfste Kontrollen durchzuführen. Und das hat sie offenbar unterlassen. Sie hat damit im juristischen Sinn eine positive Vertragsverletzung begangen und ist mitverantwortlich. Das ist die Botschaft aus dem Artikel und die teile ich. Das ist auch ungenügende Kommunikation seitens der Bauleitung. Wenn es mit der Sprache hapert, was vorher bekannt gewesen sein muss, dann muss ich ein Sprachmittler organisieren. Wo bitte ist das Problem?

  6. Frank Knuffke
    24. Januar 2018 at 19:41

    Ich war da auf der Baustelle und hab mir das angesehen.Ich bin kein Bauexperte,aber die Erklärungen der Bauleitung leuchteten mir ein.Die Jungs haben wohl tatsächlich kein Piep deutsch verstanden,haben zu schmale Randstreifen eingelegt,und diese wohl nicht verklebt mit der Folie,welche über die Trittschalldämmung aus Styropor gelegt wurde.Ich als Laie hätte gesagt,Scheiss egal….aber es muss wohl so gemacht werden,damit der Estrich nicht in die Zwischenräume läuft….

  7. Ulf
    Ulf
    24. Januar 2018 at 19:11

    Ich habe auch nur positive Erfahrungen mit türk. Handwerkern.Kommunikationsprobleme, ich lach mich krank. Mit den Türken setzt du dich beim Tee zusammen und wird ganz normal geredet. Hier soll Fehlverhalten der Bauleitung auf ein kleinen Handwerksbetrieb und seine Kollegen abgewälst werden. Und die Gemeindevertreter lassen sich einlullen und schlucken wieder alles. Die Fragen vom Schulzendorfer sind doch mehr als berechtigt.

  8. Sven Keul
    24. Januar 2018 at 18:52

    Hallo
    Wir arbeiten seit Jahren mit Türkischen Estrichlegern zusammen und hatten nie Probleme, die verstehen ihr Werk.Ich denke mal hier hat die Bauleitung versagt.Ich gehe mal davon aus das im gesamten Objekt Fussbodenheizung verbaut wurde(alles andere wäre Schwachsinn),dann wäre der Termin ja sowieso nicht zu halten gewesen wenn ich von einem normalen Aufheizpogramm ausgehe was sich über 3 Wochen erstreckt der Estrich muss ja vorher auch 21 Tage liegen(normaler Estrich),danach muss der Fliesenleger und der Fußbodenleger vielleicht sogar der Parkettleger noch ran.Alle anderen Gewerke wie Tischler,Küchenbauer,Maler usw. werden ja auch nach hinten geschoben.Vieleicht war der Zeitplan einfach zu eng?Mich würden mal die Arbeiten an der Abdichtung interessieren mit denen hat der Estrichleger ja eigentlich nichts zu tun.
    Mit freundlichen Grüßen.Sven

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