Heute geht es weiter mit Teil 2 des Interviews mit Hans-Georg SCHNAAK, der seit 20 Jahren als Redakteur der Nachrichtenagentur Rossiya Segodnya bei Sputnik arbeitet.
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Putin wird vorgeworfen, hart gegen die Opposition und seine politischen Widersacher vorzugehen. Was können Sie zu den Fällen Navalny oder Nemzow sagen?
Die Opposition wird in Russland auch bei den Wahlen nicht ausgegrenzt, es gibt lediglich, wie in Deutschland auch, eine Sperrklausel wie die Fünf-Prozent-Hürde. Ein bekannter Oppositioneller, Herr Navalny, ist zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Und zwar wegen nachgewiesener Veruntreuung von Firmengeldern beziehungsweise wegen Betrugs. In dem Fall wurde ein öffentliches Gerichtsverfahren geführt. Im Westen wurde das als „Unterdrückung der Opposition“ verkauft.

Sputnik Redakteur Hans-Georg Schnaak. Im Hintergrund der Sitz von Rossija Sewodnja am Subowski-Boulevard.
Im Fall des Todes von Boris Nemzow wurden die Mörder, die aus Tschetschenien stammen, gefasst. Die Untersuchung hat ergeben, dass das mit seiner Opposition zu Putin absolut nichts zu tun hatte.
Einen Nachweis für ein tatsächliches Unterdrücken der Opposition in Russland konnte der Westen nie erbringen – immer nur Behauptungen. Die Regelungen, die in Russland zur Registrierung von aus dem Ausland finanzierten Nichtregierungsorganisationen (NGOs) eingeführt wurden, stimmen mit den in den USA schon lange geltenden Regelungen überein.
Eingeführt wurden sie, nachdem 2012 russische Fernsehjournalisten nachgewiesen haben, dass über die US-Botschaft in Moskau Oppositionspolitiker Geld bezogen haben und sich erwies, dass einige NGOs, die sich in Russland politisch betätigten, aus dem Ausland finanziert wurden.
Wie das auch in der Ukraine beim Sturz von Präsident Janukowitsch der Fall war. Dort haben die USA sogar zugegeben, fünf Milliarden Dollar in die ukrainische Opposition „investiert“ zu haben – natürlich in die radikale Opposition.
Meinungsfreiheit in Russland, wie sieht die aus?
In den täglichen politischen Talk-Shows im russischen Fernsehen, auch im Staatsfernsehen, treten Politologen und Journalisten aus der Ukraine, aus den USA, Polen und auch aus Deutschland und den baltischen Ländern auf. Sie reden offen über eine „Aggression“ Russlands, verteidigen die gegen Russland gerichtete Politik des Westens und der NATO. Täglich und immer wieder! Und oft sind die gleichen Personen zu sehen – also wird niemand etwa wegen unpassender Ansichten nicht mehr eingeladen.
Obwohl bei manchem selbst Fernsehzuschauer anfragen: „Warum, ladet ihr den überhaupt noch ein?“ Und ihnen werden die Mikrofone nicht abgeschaltet! Hier zählt nur eines: Wer hat die besseren Argumente.
Und da sehen diese westlichen Gäste meist sehr, sehr blass aus. Soweit zu Meinungsfreiheit und Zensur in Russland. In der Bundesrepublik ist die Frage von Demokratie und Meinungsfreiheit aus meiner Sicht schon problematischer.
Warum?
Mir sind einige konkrete Fälle bekannt, in denen Menschen aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurden, weil sie der AfD nahestehen oder AfD-Mitglied sind. Menschen, die gute Beziehungen zu Russland wollen, werden mit dem Wort „Putinversteher“ gebrandmarkt.
Ich weiß nicht, was daran schlecht ist, wenn man Putin versteht, sein Streben nach guten Beziehungen zu Europa und auch zu den USA. Er hat ein Ansehen bei der russischen Bevölkerung, von dem alle, ausnahmslos alle Politiker im Westen nicht einmal träumen können.
Und dieses Ansehen hat er nicht etwa wegen einer aggressiven Rhetorik gegen den Westen, die hat er nicht, sondern wegen seiner äußerst pragmatischen und durchdachten Politik. In seinen Reden glänzt er nicht mit Schlagwörtern und Losungen vom Typ „Wir schaffen das“, sondern mit sachlichen überzeugenden Argumenten.
Im November hat das Europäische Parlament eine Entschließung zum Thema Kommunikation angenommen, in der Maßnahmen angekündigt sind, um gegen die EU gerichtete Propaganda und Desinformation vorzugehen. Neben der Terrororganisation ISIS wird in diesem Zusammenhang auch Russland erwähnt. Konkret wirft man der russischen Regierung vor, mit „Pseudo – Multimediadiensten wie Sputnik“, demokratische Werte infrage zu stellen. Was sagen Sie dazu?
Ich habe zu dieser Frage bereits vorab etwas gesagt, und möchte hier etwas in die nicht allzu ferne Vergangenheit zurückgehen. Nach dem Krieg in Südossetien im Jahr 2008, als russische Truppen die dort im August einmarschierten georgischen Truppen zum Rückzug zwangen, war von deutschen Journalistenkollegen zu hören: „Russland hat zwar den Krieg gegen Georgien gewonnen, dafür haben wir aber den Medienkrieg gewonnen.“
Den Medienkrieg gewonnen bedeutete damals, Russland wurde von den Medien als Aggressor hingestellt, der den Krieg begonnen haben soll. Nachdem eindeutig das Gegenteil bewiesen wurde und der damalige georgische Präsident Saakaschwili nicht mehr der große Held war, wurde das Thema dann einfach totgeschwiegen. Das war damals einfach ein Paradebeispiel für die westliche Medienpolitik.
Damals war übrigens Dmitri Medwedew Präsident von Russland. Und irgendwann wurde in Moskau dann die Entscheidung getroffen, das Medienfeld nicht mehr allein den westlichen Propagandamedien zu überlassen, bei denen es mit der Wahrheit nicht so genau genommen wird, um es einmal gelinde auszudrücken.
Das Wort „Lügenpresse“ kommt übrigens ebenso wie der Begriff „Medienkrieg“ nicht aus Russland. Diesen Medien sollte etwas entgegengesetzt werden, was mächtiger ist, nämlich die ungeschminkte Wahrheit über das, was tatsächlich vorgeht in der Welt. So entstand RT und Ende 2013 dann die Nachrichtenagentur „Sputnik“, zu der auch Rundfunk gehört.
Inzwischen berichtet „Sputnik“ in 32 Sprachen der Welt. Die Einschaltquoten gehen in die Millionen – Menschen, die anders und besser informiert werden wollen, wie Leser den Redaktionen immer wieder bestätigen. Damit sind sie zu einer Gefahr für diejenigen geworden, deren politische Spiele Russland nicht mitspielen will. Der Begriff „Pseudo-Multimediadienst“ ist wieder so eine unbewiesene Behauptung, um diese Medien zu verunglimpfen.
Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger sagte einmal, man solle stets die Welt durch die Augen des anderen sehen, um ihre Interessen zu berücksichtigen. Tun das deutsche Medien und Politiker? Tut es Russland auch?
Deutsche Medien und Politiker, wenn man von den führenden spricht, vermitteln seit Jahren das Bild, dass sie in ihrer Politik nicht einmal mehr die Interessen ihres eigenen Volkes berücksichtigen, geschweige denn die Interessen eines anderen Landes. Besonders stark hat sich das bei dem Skandal um das Abhören von Bundeskanzlerin Merkel und erst recht bei den Sanktionen gegen Russland gezeigt.
Sanktionen, die auf Forderung von US-Präsident Obama eingeführt wurden und den europäischen Ländern gewaltige wirtschaftliche Verluste bringen. Es ist bereits nachgewiesen, dass US-Unternehmen sogar teilweise daran verdienen, durch den Ausfall europäischer Konkurrenten. Oder die Flüchtlingskrise:
Die USA haben, um ihnen unliebsame Präsidenten loszuwerden, Terroristen großgezogen, die ganze Regionen destabilisieren. Die deutsche Politik schweigt dazu und öffnet Tür und Tor, um die Flüchtlinge, für die eigentlich die USA verantwortlich sind, aufzunehmen. Und anstatt mit Russland zusammen gegen die Terroristen vorzugehen, wird auf Wunsch von Obama immer wieder versucht, Moskau Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
Wie sehen diese Knüppel denn aus?
Russland und speziell Putin bietet dem Westen immer wieder eine Zusammenarbeit unter Berücksichtigung der Interessen beider Seiten an. Darauf wird gar nicht reagiert. Welchem westlichen Land hat Russland eigentlich Schaden zugefügt? Wem hat er beispielsweise den Gashahn zugedreht oder vor wessen Tür Militärstützpunkte geschaffen? Putin gibt klar zu verstehen, dass die Zukunft nicht in selbstzerstörerischen Sanktionen und einer Neuauflage des Wettrüstens liegen kann, sondern in pragmatischer wirtschaftlicher Zusammenarbeit, aus der alle ihren Nutzen ziehen – und nicht nur einige westliche Länder.
Herr Schnaak, sogenannte „Trolle“ mit Sitz in Moskau und in St. Petersburg sollen im Internet Propagandaarbeit für Russlands Präsidenten Putin leisten, um den westlichen Medien Paroli zu bieten. Stimmt das?
Davon weiß ich nichts. Aber schon allein die Formulierung „sollen“ verrät mir, dass es sich hier wieder einmal nur um unbewiesene Behauptungen handelt.
Was würden Sie denen antworten, die sagen, der Sputnik hängt am Gängelband des russischen Präsidenten?
Da kann ich nur laut lachen. Der Auftrag der Nachrichtenagentur lautet, über Dinge zu berichten, die andere verschweigen, die Wahrheit über Russland und die Ereignisse in der Welt zu zeigen. Der Kreml oder gar Putin selbst mischt sich in die Arbeit der Agentur nicht ein. Wir spüren hier keine Zensur und kein Diktat von Oben. Hier ist auch Eigeninitiative bei der Suche nach Themen gefragt.
Deutsche Experten sind sich sicher: Russische Staatsmedien, darunter auch der „Sputnik“, werden unwahre Geschichten vor der Bundestagswahl veröffentlichen, um die öffentliche Meinung zu manipulieren. Laufen solche Vorbereitungen in Ihren Redaktionsstuben, wollen Sie die Bundestagswahlen beeinflussen?
Dass Russland die Wahlen in Deutschland beeinflussen will, ist genauso unsinnig, wie die bereits widerlegte Behauptung, dass Russland die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beeinflusst hat.
Diese Behauptung deutscher Medien wird in Russland mit Kopfschütteln aufgenommen. Diese Medienbehauptungen lassen den Verdacht aufkommen, dass die derzeit in Deutschland an der Macht befindliche „Elite“ um den Verlust ihrer Machtposition bei der nächsten Bundestagswahl 2017 bangt, und nun die Wähler mit dem erneuten Schüren von Angst vor dem „bösen“ Russland bei der Stange halten will.

Gabriele Krone-Schmalz, Ex – ARD – Korrespondentin in Moskau: „Putin hat viel für sein Land geleistet, er hat viel Demokratie, viele offenen Worte zugelassen.“
Zu laut werden ja schon seit längerer Zeit die Stimmen, auch von Seiten der deutschen Wirtschaft, die eine Abschaffung der Sanktionen gegen Russland fordern. Und selbst die bei den derzeit Regierenden ungeliebte AfD setzt sich für eine Normalisierung der Beziehungen zu Moskau ein. Es ist ganz natürlich, dass Russland beispielsweise über den Sieg von Trump in den USA glücklicher ist, als wenn die offen russosphobe Clinton gewonnen hätte. Aber beeinflusst hat Russland diese Wahl nicht. Und so war aus Moskau auch vor der Wahl nicht verlautet, wen man lieber in Washington im Weißen Haus sehen würde. Ebenso wie es von hier keinerlei Äußerungen gibt, wen man in Berlin lieber an der Spitze sehen würde.
Putin betont übrigens vor jeder Wahl im Ausland: „Wen das Volk wählt, mit dem werden wir arbeiten.“
DDR/Sowjetunion, Deutschland/Russland, Gerhard Schröder/Wladimir Putin – Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen den Völkern früher und heute ein?
Es wird heute oft behauptet, die Beziehungen zwischen der DDR und der Sowjetunion war eine „von Oben verordnete Freundschaft“. Ja gewiss, es gab sogar Wettbewerbe, welches Arbeitskollektiv prozentual mehr Freundschaft zur UdSSR hält – beispielsweise wieviel Briefkontakte zu Sowjetbürgern bestehen, wieviel Briefe aus der UdSSR erhalten wurden und so weiter.
Aber es gab auch wirklich viele persönliche Freundschaften. Ich selbst habe die ersten 17 Jahre meines Lebens in Aue im Erzgebirge gewohnt. Dort gab es einen ganzen Stadtteil, in dem sowjetische Geologen mit ihren Familien lebten. Das war damals wegen dem Uran-Bergbau in der Gegend. Ich habe dort eine enge Freundschaft mit den Kindern der Geologen gehalten, mit ihnen Schach und Volleyball gespielt, wurde zu Kindergeburtstagen und größeren Feierlichkeiten bis hin zu Discoabenden eingeladen. Und habe später im Briefwechsel gestanden.
Und als ich dann erwachsen war und schon nördlich von Berlin wohnte, habe ich viele freundschaftliche Kontakte zu sowjetischen Offizieren gehabt, die in der DDR dienten. Ich war damit kein Einzelfall. Solche Kontakte hatten viele. Das waren genau solche Menschen wie wir. Und seit ich in Moskau arbeite, das sind bereits mehr als 20 Jahre, habe ich hier viele Menschen kennen gelernt, die noch heute positiv von ihren Freundschaften mit DDR-Bürgern sprechen, auch von Brieffreundschaften. Und heute spreche ich öfter mit Deutschen, die als Touristen, Studenten oder geschäftlich nach Russland kommen.
Und von der überwältigenden Mehrheit höre ich: „Das ist hier ja ganz anders, als Russland bei uns in Deutschland in den Medien immer dargestellt wird.“ Die meisten kommen gerne wieder hierher, und einige sind auch hier geblieben. Auch da bin ich kein Einzelfall. Dass Putin seinerzeit in Dresden seinen Dienst leistete, ist gewiss ein Zufall, auf jeden Fall ist er zu Deutschland wesentlich positiver eingestellt, als es umgekehrt ist.
Ich selbst kann nur das Fazit ziehen, dass selbst die „von Oben verordnete Freundschaft“ wesentlich besser und nützlicher für beide Seiten war, als die heute in der Bundesrepublik von führenden Politikern und der Masse der Medien von Oben geschürte Feindseligkeit zu Russland.
Ich teile Ihre Auffassung, Herr Knuffke. Frau Beck ist wohl die von den Grünen, die am lautestesten gegen Russland schreit. Sie zeichnet sich durch regelrechte Hetze gegen Putin aus. Vom Brücken schlagen ist in ihren Worten nichts zu finden.
Das klingt ja sehr vernünftig,Herr Reif,allerdings müssen sie einräumen,daß ihre Partei zu Russland eine sehr feindseelige Haltung einnimmt.Die Heinrich-Böll-Stiftung und prominente Grüne haben eine sehr aktive Rolle beim Sturz des gewählten ! ukrainischen Präsidenten Janukowitsch gespielt,was wohl als Affront gegen Russland gewertet werden darf.Auch haben die Grünen den Libyen Krieg befürwortet und waren sogar federführend beim Jugoslawien-Krieg.
Sehr geehrter Herr Knuffke, ich habe meine Zweifel geäußert, dass jemand NUR deshalb aus dem Öffentlichen Dienst geschmissen wird, weil er der AfD nahe steht. Nicht mehr und nicht weniger. Mit Ihrer Aussage bestätigen Sie meine Zweifel. Was alles darum passiert, kenne ich nicht und kann ich daher auch nicht beurteilen.
Ich setze mich für die Freundschaft zu Russen, zu Russland, zu Amerikanern und zu Amerika sowie zu allen anderen Völkern und Staaten ein. Extremismus von Rechts lehne ich gleichermaßen ab wie von Links. Ich bin jemand der Brücken baut und nicht einreißt.
In Deutschland gibt es täglich Verwaltungs- und Politikversagen, tausendfach. In Deutschland leben aber auch 82 Millionen Menschen und jeder Mensch macht Fehler. Alles in allem betrachtet geht es uns in Deutschland extrem gut. Ich komme beruflich viel rum und möchte in keinem anderen Land als meiner Heimat Deutschland leben. Und wer meint, dass es anderswo besser ist, kann ja als Deutscher auch fast überall hin auswandern. Für meinen Teil habe ich beschlossen, mich kritisch-konstruktiv dafür einzusetzen, dass meine Heimat, Zeuthen, Dahme-Spreewald, Brandenburg, Deutschland und Europa, Tag für Tag besser wird. Gemeinsam mit anderen.
Also,Herr Reif,ich kenne persönlich Leute,welche entlassen wurden,nur weil sie in der NPD oder auch AfD sind.Natürlich wird man das nicht direkt in die Kündigung hineinschreiben,aber durchblicken lässt man es schon.Der sogenannte AntiFaschismus ist doch in der BRD Staatsdoktrin.Wenn Russland Ratschläge braucht,wie man politisch Andersdenkende diffamiert,kriminalisiert und sie in ihrer politischen Arbeit behindert,können sie gern bei mir nachfragen,ich durfte das alles kennenlernen.Kundgebungen werden unter fadenscheinigen Gründen untersagt,Gastwirte werden vom Staatsschutz unter Druck gesetzt,damit sie ihre Räumlichkeiten nicht zur Verfügung stellen (für Versammlungen).Und wenn das nicht hilft,kommt das Ordnungsamt und zum Schluss die antifaschistischen Schlägerbanden und legen Feuer,so geschehen in Waltersdorf,wo wir uns immer getroffen haben.Also bitte,erzählen sie hier keinen Unfug,ich weiss genau wovon ich rede,ich habe das alles erlebt.
Was soll man von solch einem Interview erwarten? Jeder wird sich wohl in seiner Meinung bestätigt fühlen… Es geht immer nur um „Wir sind die Guten und die anderen die Schlechten“. Herr Schnaak ist Medienprofi, er weiß wie er sich überzeugend äußern kann. Er trägt genauso wenig zur „Wahrheit“ bei, wie Medien, die nur einseitig negativ über Russland berichten. Die Möglichkeit, Meinungen zu beeinflussen, scheint noch nie so einfach wie heute…
Ich bin selbst Verantwortlicher Redakteur (im allgemeinen Sprachgebrauch „Chefredakteur“) einer zu 99% politikfreien Zeitschrift. Jeder versucht Medienschaffende in seine Richtung zu beeinflussen, seien es Politiker, Philosophen oder Anzeigenkunden – egal in welchem Staat. Jeder Journalist ist durch sein Elternhaus und seine Jugend irgendwie sozialisiert, man könnte auch vorbelastet sagen. Soweit es meine Einsicht erlaubt, haben wir aber in Deutschland dennoch eine relativ unabhängige Medienlandschaft. Natürlich machen Journalisten Fehler – sie sind ja auch nur Menschen.
Bestes Beispiel, dass es mit unserer Medienlandschaft nicht so schlecht bestellt ist wie oft behauptet, ist doch der Schulzendorfer selbst. Niemand wird abstreiten, dass der Schulzendorfer ein kritisches Nicht-Staatsmedium ist. Herr Wolff kann unabhängig und frei berichten. Und wenn er in dieser Hinsicht von anderen angegriffen wird, kann er auf den Rechtsstaat vertrauen, der ihn schützt (hierzu wurde ja schon mehrfach berichtet).
Mich würde interessieren, ob es von Herrn Schnaak auch kritische Berichte zur Situation in Russland gibt. Bei meinem Besuch im August in Russland hatte ich den Eindruck, dass sich nicht alles zum Positiven entwickelt. Es gibt wenige Menschen, die sehr viel besitzen, und eine große Menge, die wenig hat (das sind ganz andere Verhältnisse als in D). Die Preise in den Großstädten (allen voran die Wohnkosten in St.Petersburg und Moskau) sind astronomisch (da kommt Berlin noch lange nicht ran). Übrigens: Wenn man die Neujahrsansprache auf https://de.sputniknews.com/politik/20161231313995845-putin-neujahrsansprache-wladiwostok/ liest, dann würde keine Überschrift besser passen als „Wir schaffen das“.
Worüber Herr Schnaak im Interview leider kein Wort verliert und was der Auslöser der Sanktionsdebatte war, ist die völkerrechtswidrige Aneignung der Krim Russlands. Ich halte Sanktionen für wenig hilfreich, weil es fast immer die Ärmsten der Bevölkerung trifft. Es zeigt vielmehr die Hilflosigkeit der anderen Staaten, dieses Verhalten Russlands mit nicht-militärischen Mitteln zu begegnen. (militärische wären natürlich noch schlimmer).
Eine Aussage von Herrn Schnaak halte ich für eine Behauptung: „Mir sind einige konkrete Fälle bekannt, in denen Menschen aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurden, weil sie der AfD nahestehen“. Hierzu würde ich doch gerne einen eindeutigen Beleg haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand aus dem öffentlichen Dienst nur deshalb entlassen wurde, weil er der AfD nahe steht. Eine entsprechend begründete Kündigung würde jedes Gericht einkassieren.
das ist nun mal die Spezialität, der Russen und seinen Verstehern ….alles zu dementieren zu bestreiten. Die Vergangenheit zeigt wie oft die Sowjet´s und jetzt Russland gelogen hat , allein was nach der Wende alles aufgedeckt wurde! Es ist und bleibt das alte KGB – Stasi System und dieses kann nicht anders …
Krim – Donbass – Georgien – was kommt als nächstes?
Endlich mal die ganze ungeschminkte Wahrheit. Wurde ja auch Zeit, dass der Sputnik mit Fakten die Lügen der vielen westlichen unabhängigen Medien vereitelt. Danke Schulzendorfer für das großartige Interview.
@ Rainer Harloff
Sie haben ja recht: den ironischen Zusatz am Ende hätte ich mir sparen können. Die Sätze davor sind aber wörtlich von Herrn Schnaak geäußert worden. Die Wendungen zur Beschreibung der Staatsmedien bzw. der Politik in Rußland finden sich doch im Text, also “ungeschminkte Wahrheit,sachliche,überzeugende Argumente,berichtet über Dinge, die andere verschweigen”.
Ich bin durchaus nicht der Auffassung, dass die von Ihnen angeführten Medien (Focus usw.)der o.a. Beschreibung journalistischer Tätigkeit entsprechen, sie publizieren aber auch nicht in unmittelbarem Regierungsauftrag. Die Kommentarspalten dieser Presseorgane sind übrigens voll mit Leserbeiträgen, in denen sie oft wegen ihrer Artikel kritisiert werden (wie der Schulzendorfer übrigens auch, von mir zum Beispiel gelegentlich!).
Was mir an und in dem Interview nicht zusagt, ist die gänzliche Abwesenheit von einer selbstanalytischen, es muss ja gar keine Selbstkritik sein, oder überhaupt nachdenklichen Haltung zur eigenen Arbeit. Hier bleibt Herr Schnaak für mich bloßer Propaganda verhaftet,was seine Kritik an der ausländischen Rußlandberichterstattung schmälert.
Abschließend noch ein Hinweis: Vor einem Jahr wurde der Fall “Elena” in Hellersdorf von russischen und deutschen Medien breit dargestellt. Das Mädchen war vier Tage nicht zuhause und während dieser Zeit nach eigener Aussage vergewaltigt worden. Der Außenminister Lawrow nahm sich der Sache an, Rußlanddeutsche bzw. Einwanderer aus Rußland demonstrierten in mehreren deutschen Städten. Am Ende stellte sich (nach Ermittlungen der Polizei) heraus, dass kein Verbrechen stattgefunden hatte. Wenn man die Berichterstattung hierzu von RT mit der in deutschen Medien vergleicht, schneidet RT nicht besonders gut ab.
Die “Berliner Zeitung” hat in ihrer Ausgabe vom 03.02.16 einen abschließenden Bericht zu der ganzen Sache, wie RT mit dem Ende des Falls umgegangen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Vermutlich sind wir einer Meinung, dass alle Medien immer mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachtet werden sollten, Staatsmedien allerdings verdienen besondere Aufmerksamkeit!
Guten Abend!
Maksimilian Stefani “‘Focus’, ‘Spiegel’, ‘Zeit’ usw. glänzen mit sachlichen, überzeugenden Argumenten. ZDF verkündet ausschließlich die ungeschminkte Wahrheit über das, was tatsächlich vorgeht in der Welt. Die Nachrichtenagentur ARD berichtet über Dinge, die andere verschweigen.”
Würden Sie das eher so sehen? Dann ist ihnen nicht mehr zu helfen.
Wenn Sie das lieber in b e i d e n Fällen differenzierter sehen wollen würden, frage ich mich, wo in diesem Interview Passagen auftauchen, die Ihre Ironie verdienen. Der Chefredakteur berichtet von einem Auftrag, den er zweifellos haben wird. Von Selbstüberhöhung oder einer Selbsteinschätzung, wie doll er das macht, sehe ich nichts.
Das ist übrigens wieder so eine Hebelkonstruktion, bei der man am dankbareren Ende sitzt – etwas zu belächeln, ist leicht. Es macht einen so herrlich ironisch, kompetent, kritisch, klug. Und geht so schnell. Das differenzierte Herausarbeiten
dauert so lange, ist so mühsam und anstrengend… Und um wieviel leichter können einem dabei Fehler unterlaufen als bei einem so klugen ironischen Lächeln…
Waren nach dem ersten Teil des Interviews noch Fragen offen geblieben, so sind sie jetzt zufriedenstellend beantwortet: Putin glänzt mit sachlichen, überzeugenden Argumenten. RT verkündet ausschließlich die ungeschminkte Wahrheit über das, was tatsächlich vorgeht in der Welt. Die Nachrichtenagentur “Sputnik” berichtet über Dinge, die andere verschweigen.
Na, wenn das so ist …
Hier stimmen nicht nur Sachlichkeit und Kommata, hier stimmt jeder Satz. Kurz, unaufgeregt und mit großer Selbstverständlichkeit werden hier Argumentationslinien dargelegt, die man in unseren versifften, angeblich von Ideologien und Lobbyisten unabhängigen, “freien” und sogar “demokratischen” Staatsmedien nicht einmal ansatzweise findet, die ich aber zu hundert Prozent teile. Wie kann das sein? Ich habe von Herrn Schnaak nie zuvor etwas gelesen. Auch den SPUTNIK kenne ich nicht. Zumindest ist mir nichts davon bewusst. Auch Putin wurde mir nie persönlich vorgestellt. Kann es sein, dass manche Leute mit eigenen Augen und ohne scheinheilige “Hilfe” unserer Hetzmedien glasklar die gleiche Wahrheit sehen wie Herr Schnaak?
Nun bin ich nicht in Aue geboren worden, aber in Rostock – in der DDR. Sicher bin ich auch in dem Alter von Herrn Schnaak. Und (nicht gerade) zufällig bin ich auch mit einer Russländerin verheiratet und kannte Russland zumindest bis vor zehn Jahren ganz gut “von unten”. Mich können die Medien nicht zum Deppen machen. Mit den anderen geht das leider offensichtlich aber trotz neuer Alternativen immer noch viel zu gut, wie ein Blick in viele Chats beweist. Leuten wie mir wird oft vorgeworfen, in der BRD immer noch nicht angekommen zu sein. Noch nicht? Ich will da auch nie ankommen! Denn damit ist die alte BRD gemeint. Die stark auseinanderklaffenden Meinungen zu Russland scheinen mir ein weiteres von Hunderten an Indizien dafür zu sein, dass die heutige offizielle Russlandberichterstattung in der Bundesrepublik immer noch (auch) ein Nachtreten der Kalten Krieger gegen ehemalige DDR-Bürger ist, die sich allem Hohn und allen Unterstellungen zum Trotz selbst auch als ehemalige DDR-Bürger identifizieren, bei allen unterschiedlichen Schattierungen. (So war ich damals keinesfalls immer “linientreu” wie vielleicht die Frau Merkel und stets offen für eine Vereinigung gewesen, wenn auch nicht für einen Beitritt.) Das Problem: Sie (also diese alternden ehemaligen DDR-Bürger) leben, wenn sie denn noch leben, in der heutigen BRD, aber die offizielle Interpretation der Weltpolitik geht einfach über sie hinweg, an ihnen vorbei, reibungslos durch sie hindurch, ohne irgendetwas von ihnen anzunehmen. Die halb, weil nur prowestlich, gebildeten “Qualitätsjournalisten” nehmen unsere Existenz gar nicht wahr und kennen offensichtlich unsere Argumente auch gar nicht. Und nur sie konnten, durften, mussten in der Journaille an die Spitze kommen und zu Meinungsmachern werden. Ich brauche keinen Putin, um wie Putin zu denken, ich könnte ihnen Putin erklären, aber sie würden mich niemals fragen. Stattdessen erklären sie m i r ihren falschen Putin, erklären sie ihre eigene unzulängliche Weltsicht kurzerhand zur Wahrheit, und Leute wie Joffe oder die nachgewachsenen, US-verzogenen Neuschreiber verspüren sogar noch wilden missionarischen Eifer dabei, unser sofa-und-partyliebendes Volk erneut zum Verräter an Russland zu machen. Dank GEZ-Gebühren können sie es sich sogar leisten, wie Autopiloten allen treffenden Gegenargumenten zum Trotz ihre gefährlichen Märchen wieder und wieder hinauszuposaunen. Und die Gegenargumente einfach arrogant zu übergehen. Und sich dann noch für freie Denker zu halten. Und wahrscheinlich auch noch an die eignen Verdrehungen zu glauben.
Gut, dass es auch uns noch gibt. Und da sie das offensichtlich nicht zur Kenntnis nehmen wollen, sind s i e bis heute in der neuen BRD nicht angekommen.
Aber wir brauchen viel mehr Leute wie Herrn Schnaak, damit die neue BRD nicht wieder die alte wird. Und da bin ich traurig und pessimistisch, denn steter Tropfen höhlt den Stein, das Langzeitgedächtnis des Volkes ist manchmal kürzer als das Kurzzeitgedächtnis, und die Herrschenden sitzen am längeren Hebel und können mit viel weniger Aufwand Schaden anrichten, als es (leider ja auch schwindende) Kräfte erfordern würde, diesen wieder zu beheben. Das ist mein Dilemma: Ich sehe, wie alles den Bach runtergeht, und kann nichts dagegen tun. Nun gibt es das Argument, man hätte schon verloren, wenn man nichts täte, und was soll man denn sonst auch anderes machen, als seine eigenen kleinen Wahr- und Weisheiten gegen das Donnern der Mainstreambrandung anzuschreien, was anders, als sich über alternative Medien zu freuen, die sich aber bald auch wieder zersetzen und verwirren werden. Nicht ganz von alleine, versteht sich. Die propagandistischen Erfahrungen und intriganten Energien der Transatlantiker gehen bis auf die brutal-raffinierte britische Kolonialpolitik zurück. Schröder und Fischer hatten die höchstmögliche politische Macht in Deutschland, aber sie konnten uns auch nur eine Weile aus einem Teil der US-Abenteuer raushalten, verhindern konnten sie sie nicht. Und solche machtgeilen Organisationstalente wie Merkel, die dem Bush hinterherflog, als ich zum ersten Mal im Leben stolz auf eine BRD-Außenpolitik war, stehen samt ihren pöstchenjagenden Cliquen schon bereit, um die kolossalen Anstrengungen der wirklich Guten wieder ins Leere laufen zu lassen.
Das ist nun wahrlich kein erquickliches Ende für so einen langen Kommentar. Wo bleibt das Happy End, die optimistische Botschaft? Aber es ergeht eine andere Botschaft daraus: Machen Sie weiter so! Machen Sie um Gottes willen bloß so weiter! Sie haben offenbar noch die Kraft dazu. Machen Sie es auch für mich. Bitte.