Eine Bürgerinitiative aus Miersdorf, die von NABU-Aktivisten unterstützt wird, will die fortgeschrittenen Pläne zu Errichtung eines neuen EDEKA-Markt in der Dorfstraße 11 stoppen. Seit Wochen werden Flyer verteilt, eine Petition wurde gestartet, um eine möglichst große Opposition gegen das Vorhaben zu mobilisieren.
Der Schulzendorfer sprach mit Kerstin Bethke, Mitgründerin der Miersdorfer Bürgerinitiative.
Im September nahmen die Aktivitäten der Bürgerinitiative mit dem Ergebnisprotokoll von Jens Burgschweiger, wonach die Eigentümerin des jetzigen EDEKA-Marktes bereit sei, ihn zu modernisieren, an Fahrt auf. Frau Bauer vom NABU zog sofort den Schluss, dass damit der Bau eines neuen EDEKA-Marktes nicht mehr nötig sei. Rückblickend, war das nicht ein bisschen vorschnell geurteilt?
Kerstin Bethke: Ja! Frau Bauer hat da nicht im Namen der Bürgerinitiative, sondern für sich gesprochen. Und ich möchte ausdrücklich betonen, dass es keine NABU-Initiative ist. Es sind Menschen in der Bürgerinitiative dabei, die mit dem NABU überhaupt nichts zu tun haben. Richtig ist, dass es Schnittmengen zwischen unserer Bürgerinitiative und dem NABU gibt, der uns in der Sache unterstützt. Das Bestreben der Bürgerinitiative ist es, den jetzigen EDEKA-Standort zu erhalten.
Bürgermeister Martens hat nach seinem Amtsantritt Kontakt zur Eigentümerin aufgenommen, um zu erfahren, was mit dem jetzigen Standort geschehen soll. Mit Stand November lagen ihm keine konkreten Aussagen vor. Zu einer Ausschusssitzung zum Thema erschien die Eigentümerin nicht, trotz Einladung. Offenbar ist Ihr Interesse an einer Modernisierung des vorhandenen Marktes gar nicht so groß. Was denken Sie?
Kerstin Bethke: Ich finde es toll, dass der Bürgermeister die Initiative ergriff, um das Thema wieder zu beleben. Aus der Tatsache, dass sie der Gemeinde kein Konzept vorgelegt hat und der Einladung nicht folgte, würde ich nicht ableiten, dass sie nicht an einer Modernisierung interessiert ist. Ich finde es ziemlich problematisch in der Begründung zum Bauantrag zu schreiben, dass die Eigentümerin eine Modernisierung abgelehnt hat. Das hat sie nicht getan. Sie hat einfach nicht geantwortet und die Sache vertieft.
Der neue EDEKA Markt soll in der Dorfstraße entstehen. Was glauben Sie, warum der Betreiber auf diesen Standort setzt?
Kerstin Bethke: Ich denke, er sieht, dass er dort bessere Geschäfte macht. Dagegen steht aber die Einschätzung eines Gutachtens, die besagt, dass der Betreiber am neuen Standort ein schlechteres Ergebnis erzielen wird, als am alten.
Hört sich das nicht ein bisschen nach Hellseherei an?
Kerstin Bethke: Es ist die Entscheidung des Betreibers. Sein unternehmerischer Erfolg liegt in seinem Geschick. Das muss uns erstmal nicht interessieren.
Haben Sie oder Vertreter der Bürgerinitiative mit dem jetzigen Betreiber des EDEKA-Marktes über seine Interessenslage zum neuen Markt gesprochen?
Kerstin Bethke: Nein! Ich denke es ist wichtig, dass Miersdorf eine fußläufig erreichbare und niveauvolle Verkaufseinrichtung bekommt, die haben wir derzeit nicht. Wir haben eine Umfrage unter älteren Bürgern gestartet. Der allergrößte Teil vertrat die Sicht, man käme mit einem großen Markt nicht zurecht. Der jetzt geplante sei schlicht zu groß.
Und wie finden Sie den geplanten Markt?
Kerstin Bethke: Ich finde ihn toll, aber nicht an dieser Stelle. Es war ja mal im Gespräch, einen Markt an der Hoherlehmer Straße auf dem Feld zu bauen, da fände ich ihn sinnvoll. Aber nicht im Ortszentrum von Miersdorf. Mit dem jetzt geplanten EDEKA-Markt wird sich die Verkehrssituation verschärfen. Denn es ist absehbar, dass ihn auch Wildauer und Schulzendorfer nutzen werden. Er greift nachteilig in die soziale Struktur des Ortskerns ein. Das Projekt sieht auch Wohnungsbau vor. Da muss man kein Prophet sein um zu erkennen, dass es zu Konflikten in Sachen Lärm mit dem benachbart Jugendclub kommen wird.
Die Sicht einiger Unterstützer der Bürgerinitiative zum Konsumverhalten und zum Lebensstil lässt manchen erschrecken. Beispielsweise, dass auch auf 60 Quadratmeter nachhaltiges Einkaufen möglich ist. Da entsteht der Eindruck, dass man den Menschen die eigene Sicht überstülpen will. Täuscht der Eindruck?
Kerstin Bethke: So etwas weise ich von mir zurück. Mein Kaufverhalten geht niemanden etwas an. Ich werde den Teufel tun, jemanden dahingehend zu belehren.
Apropos Wohnungsbau, Zeuthen braucht doch Wohnraum, oder?
Kerstin Bethke: Das weiß ich nicht. Beim Verteilen unserer Flyer habe ich ganz viele zugeklebte Namensschilder und Briefkästen, also leerstehende Wohnungen gesehen. So ein schwerwiegendes Problem, kann ich da nicht ableiten.
Sie haben eine Petition gestartet, die die Aufhebung des B-Planes fordert. Sie sagen, der Zuspruch ist groß. Mit Stand vom 14.12. haben sie rund 900 Zeuthener, das sind knapp 8 Prozent der Einwohnerzahl, unterstützt. Wie openPetition uns gegenüber mitteilte, sind bis zu fünf Mehrfachabstimmungen pro E-Mail-Adresse möglich. Wie bewerten Sie das?
Kerstin Bethke: Ich unterstelle unseren Zeuthener Innen und Zeuthener auf keinen Fall diese Möglichkeit wahrgenommen zu haben, falls sie denn bestehen sollte. Der Wert der Petition ist ein demokratischer, nämlich die Bürgerbeteiligung. Es ist wichtig, dass die Gemeindevertretung ein Stimmungsbild der Bürger bekommt.
Wie gewichten Sie das Abstimmungsverhalten der Petition gegenüber dem Votum der Gemeindevertretung?
Kerstin Bethke: Ich weiß von vielen Bürgern, die mit der Sicht der Gemeindevertretung in der EDEKA-Sache nicht einverstanden sind. Es ist nicht so, dass Menschen, die einen Gemeindevertreter gewählt haben, ihm in der Sache zustimmen Ich würde das demokratische Element der Bürgerbeteiligung in den Vordergrund rücken.
Das ist aber letztlich nicht bindend!
Kerstin Bethke: Das weiß ich, ich würde das Bürgervotum dennoch vorziehen. Es bietet die Möglichkeit, dass Gemeinde und Eigentümerin nochmal aufeinander zugehen.
Ist das angesichts der Sachlage nicht zu spät?
Kerstin Bethke: Es ist spät, aber nicht zu spät. Der jetzige Standort ist eigentlich der, mit dem größeren Potential.
Ihr Modell, mit dem Sie in der Öffentlichkeit Menschen von ihrem Standpunkt überzeugen wollen, ist ziemlich detailgetreu. Nur der neue EDEKA-Markt hat im Modell etwas von Surrealismus. Da kommt der Verdacht auf, Bürger vom geplanten Projekt abzuschrecken. Teilen Sie diese Sicht?
Kerstin Bethke: Dieser Eindruck täuscht! Das Modell ist maßstabsgetreu 1:200 dargestellt. Es ging mir dabei nur darum, die Grundflächenverhältnisse darzustellen. Und in die Grundfläche des EDAKA-Projekts passt die Kirche 13,2-mal hinein.
Sie erwecken aber mit dem Modell falsche Eindrücke!
Kerstin Bethke: Ich habe das Modell am 11. November vor Gemeindevertreter vorgestellt. Bei einigen hat das einen Schreck ausgelöst. So groß haben sie sich das nicht vorgestellt. Ich betone nochmals: Das geplante Bauvorhaben wie es aussieht, ist völlig in Ordnung! Aber nicht der Standort.



Der Nabu betreibt Totalopposition. Er instrumentalisiert die BI und ist in meinen Augen nicht lösungsorientiert. Anders kann ich die Aufforderung von Herrn Rachwitz, man möge die Petition “pushen” nicht einordnen.