Über 1.000 Kilometer Radwege gibt es in Dahme-Spreewald. Damit Radler ihre Touren schnell und einfach planen können, hat der Landkreis mit dem Aufbau einer Knotenpunktwegweisung begonnen. Seinen Ursprung hat sie 1995 im belgischen Limburg. Später breitete sich die Idee in die Niederlande und auch nach Deutschland aus.
Wegweiser werden entlang der Radwege montiert. An seinem oberen Ende verrät eine Zahl auf rotem Untergrund, an welchem Knotenpunkt sich der Radfahrer befindet. Auf den Schildern befinden sich Verweise auf umliegende Knoten. Alle Punkte sind zudem auf einer Karte eingezeichnet.
Matthias Schmidt, der beruflich seit über zwei Jahrzehnten bundesweit auf dem Gebiet der Wegweisungsplanung tätig ist, hat Zweifel an der Nutzbarkeit der Schilder für nicht ortskundige Radfahrer.
Falsche Wegweisung
Der Experte fand heraus, dass beispielsweise die Wegweisung am Knotenpunkt 87 fehlerhaft ist. Der Wegweiser befindet sich in Waltersdorf Siedlung, trotzdem weist er das Ziel Waltersdorf aus. Weiter fehlt die Ausweisung des Zieles Berlin-Grünau. Das war bereits in dem vorherigen Wegweiser enthalten. Radfahrende, die den Entschluss gefasst hatten, sich durch die Beschilderung nach Grünau leiten zu lassen, werden diese Zielangabe am Knotenpunkt 87 vergeblich suchen.

In Richtung Osten ist Berlin-Grünau als einziges Ziel ausgewiesen. Es fehlt die Ausweisung eines Nahzieles, welches mit Eichwalde auch vorhanden wäre.
„In Richtung Ost wurden Königs Wusterhausen und Zeuthen ausgewiesen – naheliegend wäre es gewesen, Eichwalde in diese Richtung auszuweisen, da dieser Ort über die Karl-Liebknecht-Straße und Waldstraße sehr viel schneller zu erreichen ist, als wenn zunächst in Richtung Süd nach Schulzendorf gefahren wird.“, konstatiert Experte Schmidt.
Der Landkreis räumt die Panne ein. „Richtig ist, dass die Wegweiser am Knoten 87 Königs Wusterhausen und Eichwalde zu Irritationen und Umwegen führt, sie sind schlicht vertauscht.“, gesteht Wolfgang Schwerin vom Bauordnungsamt.
Unverständliche Streckenwahl
„Generell scheint mir wenig Sorgfalt bzw. radfahrerisches Knowhow in die Auswahl der gewiesenen Strecken geflossen zu sein. Die “Routen im Knotenpunktnetz” verlaufen häufig auf Umwegen, was sie für den Alltagsverkehr weitgehend untauglich macht und lassen auch für den Freizeitradverkehr an Attraktivität vermissen.“, urteilt der Fachmann.
Dass Radtouristen auf eine Landesstraße mit zunehmend starkem Verkehr ohne Radverkehrsanlage geleitet werden, hält Schmidt für „grob fahrlässig“.
Kein Rad fahrender Einheimischer würde einem Nicht-Ortskundigen oder touristischen Gast am Standort Waltersdorf-Siedlung den Weg nach Zeuthen über die stark verkehrsbelastete Karl-Liebknecht Straße und weiter über die Rosa-Luxemburg-Straße empfehlen, die sich auf gesamter Länge als für Radfahrende sehr schlecht nutzbarer Pflasterdamm darstellt, argumentiert Schmidt. Der Experte weiter: „Mit der Paarmannstraße und der Straße An der Aue stehen zwei für den Radverkehr außerordentlich gut geeignete Verkehrsflächen zur Verfügung. Die Rosa-Luxemburg-Straße müsste am östlichen Ende An der Aue lediglich gequert werden und über die verkehrsberuhigte Straße Am Zeuthener Winkel wäre die Ortschaft Zeuthen bereits erreicht.“
Orientierung suchende Radfahrer, die von Berlin-Bohnsdorf kommend nach Zeuthen möchten, werden über ungeeignete Wegstrecken bis fast zur Ortsmitte Miersdorf geleitet, um von da aus über den Forstweg zurück zum Bahnhof Zeuthen zu gelangen. Ortskundige Radfahrer würden sich veralbert fühlen.
Analoge Wegweisung ist sinnvoll, vorausgesetzt, sie ist gut gemacht. „Das Geld für die nun realisierte Knotenpunktwegweisung hätte man aber wohl doch besser anders investieren sollen.“, resümiert Experte Schmidt.
Anders sieht das Wolfgang Schwerin vom Landkreis: „Da ich auch hin und wieder in anderen Bundesländern mit dem Rad unterwegs bin, schaue ich dort natürlich auch nach der radtouristischen Beschilderung. Danach gehört die im Landkreis Dahme-Spreewald nicht zu schlechteren Ausschilderungen.“
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