Herzberger kann nicht nur Bürgermeister, er stellte am Freitag beim Kandidaten Gipfel im Zeuthener Forschungszentrum DESY unter Beweis, dass er auch ein glänzender Moderator ist.
Im Vorfeld des von ihm initiierten Treffens hatte es von der Kommunalaufsicht Bedenken gegeben. Herzberger könne seine Verpflichtung zur politischen Neutralität verletzen. Doch der gelernte Jurist behandelte alle acht Kandidaten fair und gleich gut. Ihnen wurde die gleiche Redezeit eingeräumt und alle mussten gleich knifflige Fragen beantworten.
Einzige Ungleichbehandlung: Die acht Kandidaten mussten auf der Bühne auf acht verschiedenfarbigen Stühlen Platz nehmen, die sich meist an den Farben ihrer Parteien orientierten.
Rund 150 Besucher verfolgten das Polit -Schauspiel.
Zwei Minuten Redezeit hatten alle Kandidaten, um die Grundzüge Ihrer künftigen Politik für Zeuthen zu umreißen. Das sind die Kernaussagen der acht Kandidaten:
SPD – Fraktionschefin Beate Tetzlaff: Gute Bildung in Kitas und Schule sicherstellen: „Wenn man eine gute Bildung hat, kommt man nicht so schnell auf die Idee, dass alles was fremd, auch gefährlich ist.“ Bürger sollen künftig bei der Erstellung des Haushaltes Mitspracherechte erhalten, die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden muss fortgesetzt werden.
CDU Chefin Nadine Selch: „In der Bildungspolitik stehen wir für Trägervielfalt.“ Geld lässt sich nur einmal ausgeben – Die CDU werde sich für solide Finanzen und einen ausgewogenen Haushalt stark machen. Generationsübergreifend soll jeder in Zeuthen seinen Platz finden, auch Jugendliche. Rückstände beim Bau der Straßenbeleuchtung müssen aufgeholt werden, die ersten Schritte sind gemacht.
Christine Wehle (Bündnis 90/Die Grünen): Durch den Zuzug von Bürgern sind weitere Investitionen nötig: Eine zweite Grundschule, Spielplätze, barrierefreie Straßenquerungen, mehr und bessere Radwege. An der Vertiefung der Zusammenarbeit mit Eichwalde und Schulzendorf führt kein Weg vorbei.
Philipp Martens (Die Linke): „Wir wollen uns verstärkt für Bürgerbeteiligungen einsetzen.“ Ein Jugendbeirat soll auf die Beine gestellt werden, damit Konflikte wie am Siegertplatz vermieden und passgenaue Jugendangebote unterbreitet werden können. Wohnungen müssen sozial verträglich vermietet werden. „Kommunales Eigentum dürfen wir nicht aus der Hand geben.“
Steffen Meinel (AfD): „Wir sind eine junge aufstrebende Partei und möchten uns künftig in die Kommunalpolitik konstruktiv einbringen.“ Besonderes Augenmerk soll darauf gelegt werden: Natur bewahren, Sicherheit der Bewohner gewährleisten, Bürger sollen direkt auf Entscheidungen Einfluss nehmen können, so zum Beispiel beim Straßenausbau.
Karl – Uwe Fuchs (FDP): „Wer Zeuthen liebt, macht Zeuthen besser!“ – Diesem Motto haben sich die Liberalen verschrieben. Tunnelbau, Autobahnanschlussstelle in Kiekebusch und ZES Ringbuslinie stehen ganz oben auf ihrer Agenda. Die FDP – Pläne sehen in Miersdorf den Neubau eines Einkaufsmarktes rechts vom Jugendclub vor. Ein Online Bürgerportal soll Behördengänge ersparen. Klares Bekenntnis von Fuchs: „Mit der FDP wird es in Zeuthen keine Grundsteuererhöhung geben.“
Dieter Karczewski (Bürger für Zeuthen): Großes Augenmerk verdienen Vereine und Ehrenämtler. Ihre Förderung ist eine freiwillige Leistung der Gemeinde. „Sie betreuen unsere Kinder in ihrer Freizeit. Wir werden alles dafür tun, dass es bei ihrer finanziellen Unterstützung möglichst keine Abstriche gibt.“
Marek Neumann (V – Partei): „Ich möchte frischen Wind in die Gemeindevertretung bringen.“ Die Entwicklung der Infrastruktur muss mit dem Entwicklung Zeuthens Schritt halten. Dazu gehört bezahlbarer Wohnraum für Zeuthener, die sich kein Einfamilienhaus leisten können. Zeuthens grüner Charakter muss erhalten bleiben.
Auch wenn die Länge des Beifalls, den die Kandidaten vom Publikum einstrichen, kein ganz objektiver Gradmesser für den Rückhalt ihrer Auftritte ist, sei er hier in Sekunden erwähnt: Tetzlaff – 7 , Selch – 4 , Mertens – 6, Fuchs –7, Mendel – 4, Wehle – 6, Karczewski – 3 , Neumann – 6 .
Und das sagten die Kandidaten zu brennenden Fragen:
Thema Interkommunale Zusammenarbeit
Beate Tetzlaff (SPD): „Die Arbeit im Regionalausschuss erinnert mich sehr sehr an die Arbeit in Europa. Jede Gemeinde hat ihre eigenen Interessen, ihre eigene Finanzlage und Politiker, die eigene Bedürfnisse haben. Meine Vision ist: Jede Gemeinde behält ihre Eigenständigkeit, dennoch müssen wir es packen, gemeinsame Lösungen zu schaffen, wo einzelne Gemeinden überfordert sind.“
Thema Bürgerentscheide nach Schweizer Vorbild
Philipp Martens (Die Linke):Das wäre ein Traum, eine Vision, aber ich glaube, da werden wir in den nächsten fünf Jahren nicht hinkommen.“
Thema Grundschulneubau
Christine Wehle (Bündnis 90/Die Grünen) „Wir sehen den Grundschulneubau im Zeuthener Winkel und nicht auf Waldflächen.“
Thema Bahnquerung Tunnel oder Brücke, Forstweg oder Hankelweg?
Steffen Meinel (AfD): „Das Thema wird seit 2012 behandelt und noch immer gibt es keine Lösung. Das finde ich schade. Mir ist es egal, ob Tunnel oder Brücke. Eine Lösung muss her, denn 2022 werden wir eine Schranken Schließzeit von 50 Minuten in der Stunde haben.“
Karl – Uwe Fuchs (FDP): „Wir haben in der Nähe das größte Infrastrukturprojekt Ostdeutschlands, damit wird sich oft gerühmt. Ich finde, bei der Finanzierung des Projekts darf sich der Landkreis Dahme – Spreewald nicht aus der Verantwortung ziehen und lange Beine machen. Eine Brücke wird es mit der FDP an keiner Stelle in Zeuthen geben. Das sieht nicht nur optisch schlimm aus, das ist auch unheimlich laut.“
Ist die AfD die einzige demokratische Partei ????
Wer sollte das organisieren? Zeuthen hat einen Macher an der Spitze und wir?
Wann und wo findet Gleiches bzw. Ähnliches in Schulzendorf statt?
Die Zeit wird knapp