BER Schallschutz: Magere Bilanz und viele Fragezeichen!

19. August 2014
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Peter Lehmann (links), Schallschutzbeauftragter der FBB  und Ralf Wagner (rechts), Leiter Schallschutz der FBB. (Foto: Weinert)

Peter Lehmann (links), Schallschutzbeauftragter der FBB und Ralf Wagner (rechts), Leiter Schallschutz der FBB. (Foto: Weinert)

Sehr willkommen schienen Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Die Linke) und zahlreiche Medienvertreter in der Villa Hentschel der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB), in der das Schallschutz Team der FBB zu Hause ist, gestern nicht gewesen zu sein. In einem völlig überfüllten Raum mussten sich die Teilnehmer der Runde quetschen, Görke war sauer.

Erst 62,2 Millionen Euro für Schallschutz abgerufen

Nach den aktuellen Prognosen werden für die Umsetzung der Schallschutzmaßnahmen insgesamt 730 Millionen Euro bereitgestellt, eine Summe, die im internationalen Maßstab einmalig ist, betonte Ralf Wagner, Leiter Schallschutz der FBB.

Brandenburgs Finanzminister Görke (links). (Foto: Weinert)

Brandenburgs Finanzminister Görke (links). (Foto: Weinert)

„Man kennt derartige Schutzziele, die wir am BER ansetzen, in Europa nicht.“, so Wagner. Minister Görke dazu: „Der Flughafen hätte ja auch an einem anderen Standort gebaut werden können.“

Im Tagschutzgebiet liegen der FBB derzeit 11.600 Anträge vor, 6.000 Bestandsaufnahmen wurden gefertigt und 500 sogenannte Anspruchsermittlungen, auf deren Grundlage die Betroffenen ein Unternehmen ihrer Wahl mit der Lärmschutzmaßnahme beauftragen können, wurden versandt. Umgesetzt wurde bislang keine einzige Maßnahme. Der Grund: Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin – Brandenburg (OVG) „hat den Schallschutz verändert.“, so Wagner. Doch ganz korrekt ist diese Aussage nicht, denn das OVG hat lediglich an der Auslegung des Planfeststellungsbeschlusses zum Schallschutz für 14 000 Wohnungen am BER festgehalten.

Im Nachtschutz sieht die Bilanz etwas freundlicher aus. Von den insgesamt 7.500 vorliegenden Anträgen wurden 5.400 Anspruchsermittlungen versandt und 1.500 Schallschutzmaßnahmen umgesetzt.

Bis zum 13. August 2014 wurden insgesamt 62,2 Millionen Euro für die Umsetzung von Schallschutzmaßnahmen gemäß dem Planfeststellungsbeschluss investiert.

BER Südbahn – „Ich drücke Ihnen alle Daumen!“

Im ersten Quartal 2015 soll nach den Plänen von Flughafenchef Mehdorn mit der Rekonstruktion der Nordbahn begonnen werden. Der gesamte Flugverkehr wird sich dann auf die Südbahn verlagern. „Die Flughafengesellschaft steht im Wort, rechtzeitig vor Inbetriebnahme der Südbahn die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Schallschutz umgesetzt ist. Andere Aussagen kenne ich nicht.“, stellt Minister Görke fest. Fakt ist: Kein Schallschutz, kein Flugbetrieb von der Südbahn. Kommt der Gesamtfertigstellungstermin noch einmal ins Wanken?

Die Zahlen verheißen nicht gerade Überzeugendes. Rund 4.400 Wohneinheiten im Tagschutz und rund 160 Wohneinheiten im Nachtschutz müssen Schallschutzmaßnahmen erhalten. Spätestens sechs Monate vor der Inbetriebnahme der Südbahn müssen alle Betroffenen die Anspruchsunterlagen zugesandt bekommen, um die Arbeiten zu beauftragen. 4.000 Bestandaufnahmen wurden realisiert, jedoch erst 500 Anspruchsermittlungen versandt. Die übrigen circa 4.100 müssen noch im September verschickt werden. „Es ist ein sehr ambitioniertes Ziel.“, stellt auch Schallschutzchef Wagner fest.

Das Interesse der Medien am Besuch Görkes bei der FBB war groß. (Foto: Weinert)

Das Interesse der Medien am Besuch Görkes bei der FBB war groß. (Foto: Weinert)

Die „Schwarze Peter“ – Karte will Wagner prophylaktisch den betroffenen Anwohner zuschieben. Von ihnen hänge nämlich ab, ob die Schallschutzmaßnahmen rechtzeitig umgesetzt werden, schließlich müssen sie ein leistungsfähiges Unternehmen wählen und beauftragen sowie die Maßnahme bis zur Abnahme managen.

Minister Görke machte kein Hehl aus seiner Skepsis hinsichtlich der Realisierung des Schallschutzes. Angesichts der guten Konjunktur sei es bereits heute ein Problem, eine gute Fachfirma zu finden. „Das ist eine Dimension, wo ich gespannt bin, wie das realisiert werden soll. Ich drücke Ihnen da alle Daumen.“, so Görke zu den Flughafenmachern.

Noch nicht einmal ein Zehntel der prognostizierten Gesamtkosten für die Umsetzung des planfestgestellten Schallschutzes wurden in Anspruch genommen. Da drängt sich förmlich die Frage auf, wieviel Jahre werden die Unternehmen brauchen, bis sie die übrigen 668 Millionen Euro „verbaut“ haben?

2 Responses to BER Schallschutz: Magere Bilanz und viele Fragezeichen!

  1. Kerstin Tesch
    24. März 2016 at 13:10

    Antrag 17657 Tre XXTN 11 W

    Wie ist der Stand zur Schallschutzmaßnahme?
    Wie geht es für Merkurstr 17 weiter?

    Besten Gruß
    Kerstin Tesch

  2. Matze
    20. September 2014 at 09:50

    Auch schon eine STOP erhalten ! über 30 dB soll der Flughafen uns an Lärm bringen und der flughafen will uns eine Reduzierung von 2 dB zugestehen – sprich duch Schallschutzmaßnahmen noch nicht mal bezahlen.

    Bescheidene Frage : Wie blöd sind eigentlich die Politiker und die betroffenen Bürger, die das gut finden.

    Und wie blöd sind die Bürger, die ihre Klappe halten- damit der Krieg an der Bevölkerung beginnen kann.

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Aktueller UFP-Wert

+++ Ultrafeinstaub Konzentration am BER, 26.09., 8.00 Uhr: 4.916 Partikel/cm³ (Quelle: LUIS Brandenburg). Die WHO betrachtet einen Messwert von 10.000 Partikel/cm³ als „erhöhte Konzentration“. +++

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