Erst in 99,5 Jahren ist es soweit, dass Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau herrscht – sagt das Weltwirtschaftsforum (WEF).
In Afrika werden Mädchen beschnitten, in Saudi Arabien unterliegen Frauen der männlichen Vormundschaft, in Asien leisten Frauen unbezahlte Arbeit.
Deutschland schneidet international mittlerweile ganz gut ab, dennoch gibt es Nachholbedarf.
Der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern liegt bei rund 20 Prozent. Für jeden Euro, den ein Mann als Stundenlohn bekommt, erhält eine Frau also lediglich 80 Cent. Kaum ein Land in Europa hat eine größere Lücke als Deutschland.
Die nordischen Länder haben teils eine noch höhere Frauenerwerbsquote, aber auch eine deutlich geringere Lohnlücke.
Viele Frauen arbeiten in Teilzeit und in Branchen, die gering entlohnt werden. Doch sie tun das nicht freiwillig. Die Gesellschaft legt ihnen Hürden in den Weg, dass sie am Ende keine andere Wahl haben.
Besonders betrifft das die Qualität und Quantität der Betreuung von Kindern in Bildungseinrichtungen. Denn es sind meist die Mütter, auf die ein großer Teil der Sorge-, aber auch der Hausarbeit und der Pflege von Angehörigen entfällt. Die Corona-Pandemie hat das noch verschärft.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin belegt, dass der Frauenanteil in sogenannten systemrelevanten Berufsgruppen bei knapp 60 Prozent liegt.
70 Prozent der Beschäftigten in diesen Berufen erhalten einen unterdurchschnittlichen Lohn, vor allem in Reinigungsberufen, der Lager- und Postwirtschaft, im Nah- und Fernverkehr. Eine Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Unverzichtbarkeit und Entlohnung ist unübersehbar.
Klatschen und warme Worte von Politikern für das Engagement von Pflegekräften, Kassiererinnen und Erzieherinnen in der Kindernotbetreuung sind eine wichtige Form der Würdigung. Auch die Zahlung von Corona-Prämien an einige Beschäftigte im Handel und der Pflege sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber längst nicht ausreichend.
Viele bedeutende Reformen in Bezug auf Bildung und Arbeitsmarkt wurden auf den Weg gebracht, die Frauen mehr und gleichere Chancen eröffnen sollen. Bis zu einer wirklichen Chancengleichheit ist es aber noch ein weiter Weg. (sr)
Die Emanzipitation ist
erst dann vollendet,
wenn auch einmal
eine total unfähige Frau
in eine verantwortliche
Position aufgerückt ist.
– Heidi Kabel –