4. Bürgerdialog: Arzt prophezeit Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Feinstaub, BER – Vertreter sieht kein Schadstoffproblem!

5. Oktober 2012
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Der 4. Bürgerdialog zu Fragen der Auswirkungen des BER zog viele Interessierte an. (Foto: Wolff)

Auf die Frage, ob eine Gefährdung des Berliner Trinkwassers auf Grund der Überflüge von Flugzeugen  über Schutzgebiete ausgeschlossen werden kann, antwortete Rainer Bretschneider, SPD, Staatssekretär des Brandenburger Ministeriums für Infrastruktur  am 24. April 2012 in der rbb Sendung Klipp und Klar:

„Man kann so etwas definitiv ausschließen. Wir haben all diese Fragen geprüft, es geht um Trinkwasserbelastungen und es geht um Feinstaub. Das ist alles ausgeschlossen worden. Es ist doch völlig klar, ein solcher Flughafen darf nicht genehmigt werden, wenn Gesundheitsgefährdungen in dieser Hinsicht zu befürchten sind.“

Die Auswirkungen des Flugbetriebes am künftigen Hauptstadtflughafen BER auf die Gesundheit der Menschen standen im

Für Dr. Christoph Brodel vom Arbeitskreis „Ärzte gegen Fluglärm“ steht fest, der Feinstaub am künftigen BER wird die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen. (Foto: Wolff)

Mittelpunkt des jüngsten Bürgerdialogs im Schulzendorfer Rathaus.  Der Arzt Christoph Brodel vom Arbeitskreis „Ärzte gegen Fluglärm“  will die Sicht des Brandenburger Staatssekretärs nicht teilen.

Gerade der Feinstaub sei besonders gefährlich, weil es keinen Wirkungsschwellenwert gibt. „Jedes einzelne Partikel wirkt. Je kleiner die Partikel, umso gefährlicher sind sie.“, sagt der Mediziner. Die Belastungen durch den Feinstaub am BER werden sich nach Einschätzung von Brodel in einer „Schadstoffblase“ im Umkreis von 48 Kilometer verteilen.

Nach Meinung von Christoph Brodel gilt als sicher, dass Feinstaub die Sterblichkeit bei Frühgeborenen erhöht und dass Schwebestaub negative Einflüsse auf die Erkrankungshäufigkeit durch Atemwegs- und Herz- und Kreislauferkrankungen hervorrufen kann.

Dr. Kai Johannsen:„Ich glaube nicht, dass wir ein Schadstoffproblem haben werden.“ (Foto: Wolff)

Studien am Kopenhagener Flughafen aus dem Jahr 2010 belegen, dass Partikelverunreinigungen in der Luft auf dem Flughafengelände viermal höher waren  als in der belebtesten Straße der Innenstadt. Verantwortliche der dänischen Flughafengesellschaft kommentierten die Ergebnisse der Studie so: „Das ist völlig neu für uns.“

Eine Untersuchung der Harvard – University an 1.700 Probanden belegt, dass Menschen, die starker Luftverschmutzung ausgesetzt sind, häufiger einen auf Minderdurchblutung  beruhenden Infarkt der Hirnarterien, zu gut deutsch einen Schlaganfall erleiden.

Einer Gefahrenanalyse des Bezirksamtes Köpenick aus dem Jahr 1994 zufolge werden allein durch den Bodenbetrieb  auf dem Gelände des künftigen Hauptstadtflughafens bei 327.000 Flugbewegungen im Jahr 2020 jährlich drei Tonnen Rußpartikel erwartet.

Der Mediziner Brodel attackierte die Wirtschaft. Es sei nicht hinnehmbar, dass ökonomische Interessen wider besseres Wissens flächendeckend zu Lasten der Gesundheit und der Lebensqualität der Bevölkerung durchgesetzt werden. „Unser individuelles Leben ist für sie Peanuts.“ sagte der Arzt.

Die Moderatorin des 4. Bürgerdialogs, Christine Schütz von der Schulzendorfer Bürgerinitiative gegen Fluglärm musste ab und zu die erhitzten Gemüter beruhigen. (Foto: Wolff)

Der Beauftragte für Lärmschutz und Luftreinhaltung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) Dr. Kai Johannsen wollte die Sicht des Mediziners nicht teilen: „Ich glaube nicht, dass wir ein Schadstoffproblem haben werden.“

Johannsen verwies dazu auf Messungen, die seit Januar 2012 in unmittelbarer Nähe des Flughafens erfolgen. Probenahmen der Luft werden durch das Landeslabor Berlin Brandenburg kontinuierlich auf Feinstaub, Kohlenwasserstoffe und Benzol  untersucht und ausgewertet. „Die Schadstoffbelastungen sind niedrig, bislang ist kein Einfluss des Flugbetriebes auf diese Ergebnisse feststellbar.“, erklärt Johannsen.

Bleibt nur zu wünschen, dass Dr. Kai Johannsen Recht behält und nicht eines Tages, wie seine dänischen Kollegen, zu dem Schluss kommt: „Das ist völlig neu für uns.“

 

 

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3 Responses to 4. Bürgerdialog: Arzt prophezeit Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Feinstaub, BER – Vertreter sieht kein Schadstoffproblem!

  1. aus Schulzendorf
    7. Oktober 2012 at 22:36

    Für die BER-Vertreter sind wir nur Nummern.
    2013 sind Wahlen,dann sollte sich jeder von uns an diesen Artikel erinnern.Unsere Kinder werden in der Schule und Kita am Tage mit Feinstaub belastet,am Nachmittag und an den Wochenenden im eigenen Garten und weil das noch nicht ausreicht, dürfen sie nachts auch nicht schlafen.
    Ich finde es einfach nur traurig, wie diese Herren uns hinhalten, vorführen und verar…
    Gute Nacht Schulzendorfer, genießt die Ruhe bis zur Eröffnung!

  2. Tim aus der H.-Heine-Str.
    5. Oktober 2012 at 13:31

    Auf dieser Veranstalltung gab es weitere sehr wichtige Informationen, wie uns der Flughafen in Zukunft behandelt.

    Alle Angaben sind von Hr. Dr. Johannsen.
    Es wird KEINEN!!! Lärmmesspunkt an der 15° Strecke geben, weil ja dort kaum Flieger rüber gehen sollen. Das es aber dort gerade die großen lauten Flieger sein werden die da rüber gehen, bleibt absolut unberücksichtigt.

    Auch würde die lange offene Frage nach dem Schallschutz auf den neuen Routen beantwortet.
    Ich war zu tiefst bestürzt! Es wird zur Eröffnung des BER keinen Schallschutz für die Menschen auf der 15°- und Hofmankurvenroute geben!!!

    Man will erst 1 Jahr fliegen und dann erst auswerten wie sich der Lärm auf den neuen Routen entwickelt hat.
    Es kann sich jeder ausrechnen was das beudet:

    – Eröffnung (wenn überhaupt) Okt. 2013
    – ein Jahr fliegen…Okt. 2014
    – 6-12 Monate auswerten (so lang wird das bestimmt dauern) Okt.2015
    (vor allem wie will man am lautesten Punkt ohne Lärmmesssation etwas auswerten?????)
    – weitere 6-12 Monate bis man vielleicht Schallschutz hat Okt.2016

    Solange will man uns also hinhalten??????? Ich war fassungslos und auch allen anderen konnte man ansehen, das sie den Hr. Dr. am liebsten angesprungen wären.

    Es wäre so einfach die festgelegten Gebiete entsprechend um 15° bzw. 90° zu verschieben un dman hat die zusätzlichen Schutzgebiete.
    Aber nein, so einfach will man es sich nicht machen.
    Eigentlich müßte man nach dieser Info sofort zum Anwalt und eine Klage prüfen und vorbereiten lassen.

    Was ich auch sehr erschreckend fand….ich war dort mit Abstand das Kücken. Es waren fast nur unsere Großeltern dort. Interessiert das die Jugend nicht??? Wirklich sehr traurig.

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Aktueller UFP-Wert

+++ Ultrafeinstaub Konzentration am BER, 16.10., 10.00 Uhr: 52.985 Partikel/cm³ (Quelle: LUIS Brandenburg). Die WHO betrachtet einen Messwert von 10.000 Partikel/cm³ als „erhöhte Konzentration“. +++

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