Gemeinderat: Sitzverteilung – wie kommt sie zustande?

17. Juli 2019
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Die Linke erhielt bei der Wahl zum Schulzendorfer Gemeinderat lediglich drei Sitze, obwohl sie 19,4 Prozent der gültigen Stimmen einfuhr und damit den höchsten Stimmenanteil erzielte. Zum Vergleich: Die CDU, die nur 14 Prozent einstrich, bekam ebenfalls drei Sitze im Parlament zugesprochen. Bürger fragen sich nun, wie das sein kann.

Der Schulzendorfer erklärt, wie die Sitzverteilung zustande kommt.

Wahlergebnis 26. Mai 2019 (Screenshot Gemeinde Schulzemdorf)

Wahlergebnis 26. Mai 2019 (Screenshot Gemeinde Schulzemdorf)

18 Sitze sind im Schulzendorfer Gemeinderat zu vergeben. Diese Zahl wird mit den Stimmen, die ein Wahlvorschlag erhalten hat, multipliziert. Beispiel: Grüne/Bündnis 90 haben 2.145 Stimmen erhalten. Multipliziert mit 18 ergibt das 38.610.

Dieser Wert wird durch die Stimmenanzahl aller Wahlvorschläge dividiert. Beispiel: Grüne/Bündnis 90, 38.610 geteilt durch 13.153 (abgegebene gültige Stimmen) macht 2,94.

Jeder Wahlvorschlag erhält zunächst so viele Sitze, wie ganze Zahlen aus dieser Division auf ihn entfallen: Beispiel: Grüne/Bündnis 90 – 2,93, macht 2 Sitze. Für die übrigen Parteien hieß das: SPD 2 Sitze, CDU 2 Sitze, Linke 3 Sitze, AfD 2 Sitze, FDP 0 Sitz, Bürgerbündnis 1 Sitz, Knuffke 0 Sitz, Schulze 0 Sitz.

Damit waren 12 von 18 Sitzen vergeben. Die übrigen sechs Plätze werden den Wahlvorschlägen in der Reihenfolge der höchsten Nachkommastellen, abwärts gerechnet, aus der Division mit den gültigen Stimmen ermittelt.

Einen Sitz mehr wegen dieser Anrechnungsregel erhielten:

  • Grüne/Bündnis 90 (Faktor 2,94), gesamt drei Sitze
  • SPD (Faktor 2,89), gesamt drei Sitze
  • AfD (Faktor 2,83), gesamt drei Sitze
  • FDP (Faktor 0,80), gesamt ein Sitz
  • Bürgerbündnis (Faktor 1,65) gesamt zwei Sitze
  • CDU (Faktor 2,52), gesamt drei Sitze

Und sie gingen leer aus: Frank Knuffke (Faktor 0,50), Die Linke (Faktor 3,49), Peter Schulze (Faktor 0,39)

One Response to Gemeinderat: Sitzverteilung – wie kommt sie zustande?

  1. Peter Kühnel
    18. Juli 2019 at 07:15

    Je kleiner eine Gemeindevertretung ist, umso größer wird die Bandbreite der Stimmen, die eine Sitz ausmachen. Das zeigen schon die konkreten Fälle der der fünf an Sitzen gleichen Parteien.
    Wenn Parteien mit eigenen Wahlvorschlägen antreten und sich nach der Wahl in parteiübergreifenden Fraktionen zusammenschließen, dann kann der von Frau Prochaska angemahnte Fall auftreten. Zwei Parteien, die ihre letzten Sitze jeweils durch die größeren Nachkommastellen erhalten haben, können in der Summe weniger Stimmen haben als eine Partei, die dort das nachsehen hatte.
    Die gefühlte “Ungerechtigkeit” liegt nicht im Wahlverfahren, sondern entsteht erst durch die Fraktionsbildung.

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