Gebühren: Jetzt zweifelt sogar der Finanzausschuss

5. Juni 2021
Von

Schulzendorf. Klatsche für Bürgermeister Mücke (SPD-nominiert): Der Finanzausschuss verweigerte vergangenen Mittwoch die Empfehlung zur Annahme des Entwurfs der Friedhofsgebührensatzung. Und das aus gutem Grund.

Sterben in Schulzendorf soll teurer werden als in Berlin und München. (Foto:mwBild)
Sterben in Schulzendorf soll teurer werden als in Berlin und München. (Foto:mwBild)

Ihr liegt eine Kalkulation zugrunde, die Zweifel an der seriösen Ermittlung tatsächlich anfallender Kosten aufkommen lässt. Größte Lücke: Für 2019 und 2020 existiert gar keine Erfassung von Einsätzen der Friedhofsmitarbeiter. Die neue Gebührensatzung wurde auf der Grundlage alter Zahlen aus 2018 prognostiziert.

Einige Einsatzzeiten in 2018 und Ansätze des Amts scheinen dubios. Drei von vielen Beispielen belegen das:

Beispiel 1: Für „Friedhofsarbeiten“ wurden 266 Stunden in Ansatz gebracht. Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Mücke, dass damit folgende Arbeiten erfasst wurden: Kontrolle der Gießkannenbäume und der etwa 25 Gießkannen, Wartung der etwa 25 Gießkannen, Einlagerung der etwa 25 Gießkannen, Regulierung des Wassers, Instandsetzung der Wasserhähne, Reinigung der Vogeltränken. Ein Friedhofsmitarbeiter war faktisch in neun Monaten, die Winterzeit bleibt unberücksichtigt, etwa eineinhalb Monate im Wesentlichen mit Gießkannen befasst.

Beispiel 2:  In die Bürger Gebühren flossen 245 Stunden für „Bauhof und Abrechnung“ ein. Damit sind die „tägliche“ Arbeitseinweisung, die Führung der Arbeitsnachweise und Stundenabrechnungen sowie „sonstige Büroarbeiten“ gemeint. Was mit Letzterem gemeint ist, bleibt ein Geheimnis des Bürgermeisters.

Beispiel 3: Das Amt setzt für das Ausstellen einer Genehmigung zum Aufstellen von Grabsteinen oder Einfassungen 60 (!) Minuten zum Preis von 49,03 Euro/je Zeitstunde an. Die Genehmigung soll den Bürger 49,03 Euro kosten. In Zeuthen benötigen die Rathausmitarbeiter für dieselbe Arbeit nur 15 Minuten und das zum Zeitstundenpreis von 25,00 Euro. Der Zeuthener muss also nur 6,25 Euro berappen.

Aus den Zeitanteilen der drei Friedhofsmitarbeiter geht hervor, dass sie 2018 ausschließlich Arbeiten auf dem Friedhof erledigt haben sollen. Jedoch wollen Zeugen, die dem Schulzendorfer bekannt sind, einen Friedhofsmitarbeiter mehrfach auch in der öffentlichen Grünpflege beobachtet haben. Diese Zeit dürfte nicht in die Friedhofsgebühren Kalkulation eingeflossen sein, das Gegenteil ist aber offenbar der Fall.

Hat das Rathaus Einsatzzeiten und Kostenanteile bewusst hochgehalten? Wie sonst ist es zu erklären, dass Friedhofsgebühren in Schulzendorf künftig deutlich höher sein sollen als in Berlin, München und Zeuthen?

Die Einsichtnahme in die Stundennachweise der Friedhofsmitarbeiter hat Bürgermeister Mücke bislang verweigert.

Der Schulzendorfer meint: Mückes “Kalkulation” muss auf den Prüfstand!

9 Responses to Gebühren: Jetzt zweifelt sogar der Finanzausschuss

  1. Utz
    10. Juni 2021 at 07:47

    @ Elke Natürlich ist das Schmähkritik ! Bei einer trägen Masse ( Volk ) und dieser Demokratie ( das Gesetz bin ich – oft der BM ) muss man Mehrheiten haben und wenn man die hat, dann kommt der Machtapparat und beanstandet ihre Maßnahme. Ergebnis vom Aufwand Null.

  2. AIDA
    8. Juni 2021 at 06:52

    @ R.Poranzke Gerne, R.Poranzke , wo kann ich mich melden, um mein regelmäßiges Schmerzensgeld auf Kosten der Schulzendorfer zu erhalten ?

    Wieder einer – der nichts verstehen will. Es geht hier wohl nicht um das Ende der Nahrungskette ( den Arbeiter ) – sondern um diese unverschämte Machtgehabe.

  3. Ritterschläger
    7. Juni 2021 at 22:30

    @R.Poranzke: Wollen oder können Sie nicht verstehen, worum es geht?

  4. R.Poranzke
    7. Juni 2021 at 19:39

    Wer die arbeit unserer friedhofsarbeiter anzweifelt solle vielleicht mal seine arbeit tauschen und dort mal arbeiten. Dann bekommt man den überblick das auch diese arbeit wichtig ist. Sie drehen nicht die däumchen,sind für die ordnung dort zuständig und geben hilfestellung in den schweren stunden,solche arbeiten können bestimmt nicht von irgendwelchen Subunternehmen bewältigt werden
    Ich bin zufrieden das wir hier in schulzendorf noch solche guten friedhofsarbeiter als ansprechpartner haben frdl.gruß r.poranzke

  5. Einwohner
    6. Juni 2021 at 14:52

    Die Frage war nicht ob die Kalkulation korrekt war, sondern die Kernaussage war, dass die neuen Gebühren weder erklär- noch irgendjemand vermittelbar sind.

    Kein Mensch, außer ihm ist Geld egal weil er darin schwimmt, würde sich mehr in Schulzendorf beerdigen lassen, wenn man nämlich das doppelt und dreifache und mehr von den Nachbargemeinden verlangen würde.

    Man müsste dann nur noch die Bestandsgräber pflegen, denn es kämen praktische keine neuen mehr dazu.

    Ich hoffe diesen aberwitzigen Preissteigerungen stimmt keiner zu.
    50% davon wurde gesagt wäre noch durchsetzbar und auch das wäre dann zuweilen immer noch mehr als in den Nachbargemeinden.

    Wer sich bespielsweis wie aktuell beliebt auf der anonymen Wiese bestatten lässt und seine Familie die kleine Kapelle für eine Trauerrese nutzt, zahlt um die 116€ dafür. In Zunkunft sollen es an die 2000€ sein.
    Das 15€ fürs anonyme Grab symbolisch ist…klar. Aber 2000€ dafür ist absoluter Quatsch!!!

  6. Bürger zweiter Klasse
    6. Juni 2021 at 11:34

    Bei einer Auslagerung kann man aber den Haushalt nicht “schön rechnen”

    Wartung der Gießkannen ist schon der Knaller, Wartungskosten höher als Neuanschaffung :-)

  7. UZT
    6. Juni 2021 at 09:24

    @ Eichberger Da bin ich anderer Meinung. Die Straßenreinigung in Schulzendorf hat ja bis vor einigen Jahren auch geklappt, wie Mückes Verwaltungstüren. Dieser BM hatte da für alles auch eine Ausrede !
    Sprich – die Verwaltung hatte nicht einmal die Ausschreibung im Griff.

    Schulzendorf schafft sich ab. Hier wird es nie etwas !

  8. Eichberger
    5. Juni 2021 at 22:06

    Es kann nicht sein, dass der Bürger für uneffektive Strukturen und mangelhafte Arbeitsorganisation aufkommen muss. Warum ist die Zeuthener Verwaltung effektiver? Ich kenne in Berlin Friedhöfe, die vollständig von GaLa Firmen betrieben werden. Das sollte in Schulzendorf geprüft werden.

  9. Uwe Rappe
    5. Juni 2021 at 18:32

    Giesskannen Kosten unter 4 Euro, schreibe 25 Stück 100 € . Sind da die Anfahrtskosten der Gemeindearbeiter über Rom, enthalten – um sie von der Beichte beim Papst abzuholen ?

    Gab es da nicht mal ein Buch- der Tod ist mein Geschäft !

    Soetwas vom dem Ausschuss vorzutragen, es ist unglaublich, eine Peinlichkeitsschwelle scheint es bei Mücke nicht zu geben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige

Anzeige

Anzeige