Eine Denkschrift an die Mitglieder der SVV in KW

15. August 2023
Von

Dr. Dieter FütingZwei Thesen als Ausgangspunkt zu dem Thema Gewalt und das Böse im Menschen: 1. Der Gewalt entkommen wir nicht – die Politik aller Schattierungen kann uns nicht retten. 2. Der Sinn des Menschen ist schwach und leicht beeinflussbar – der Mensch neigt zum Bösen und ist im Reden sehr durchschaubar.

Der norwegische Friedensforscher Johan Galtung hat Ende der 60er Jahre den Begriff der strukturellen Gewalt geprägt. Und er meint nicht die physische Gewalt, sondern die unpersönliche Gewalt, mit der wirtschafts- und gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen der Bedürfnisbefriedigung und den Entfaltungsmöglichkeiten des Einzelnen entgegenstehen. Es ist die strukturelle Gewalt von Bürokratie und Politik, der wir nicht entkommen können.

In Umkehrung von Rousseau argumentieren wir, der Mensch sei gut, allein die Natur sei schlecht. Denn wir wollen selber entscheiden, wie wir zu sein haben. Und selbst bestimmen, wie wir funktionieren müssen. Das ist das Argument jeder Politik: Wir selbst haben ja den Wunsch nach Autonomie und Selbstschöpfung bis hin zur Selbstvergötterung. Und die Politik sagt, wähle mich und ich erfülle dir deinen Wunsch. Kein Krieg konnte deshalb – auch in der jüngeren Geschichte der Menschheit – verhindert werden. Im Gegenteil: der Krieg sei der Vater aller Dinge. Er allein bringt den Fortschritt, die gesellschaftliche Entwicklung und die Autonomie wie die Selbstschöpfung. Es ging nie um Taktik, es ging immer um Strategie. Wer will hier um Nachdenken, Überdenken und Ruhe bitten?

Seit über 800 Jahren bitten Mechthild von Magdeburg und Thomas von Kempen um Frieden in der Welt und um Verständigung. Vergebens. Ihre Schriften sind in fast alle Sprachen übersetzt. Keinerlei Wirkung. Und es ist eine eindringliche und sehr schöne Sprache. Kein Politiker wird sie eh erreichen. Ein Beispiel von Thomas von Kempen: „Sei vorsichtig in allem, was du tust. Glaube nicht jedem Worte, und traue nicht jeder Eingebung. Prüfe vielmehr alles wie vor Gott, mit aller Achtsamkeit und Langmut. Leider glauben und reden wir von anderen lieber Böses als Gutes. So schwach sind wir. Nicht so der Vollkommene. Er glaubt nicht jedem, der Geschwätz zu Markte bringt. Denn er kennt den schwachen Sinn der Menschen, der zum Bösen so geneigt und im Reden so gebrechlich ist. Es ist große Weisheit, nicht Hals über Kopf zu handeln, auch nicht fest und unbeugsam auf eigenem Sinn und Dünkel zu bestehen. Auch das ist Weisheit, nicht jedes Menschenwort für wahr zu halten, und was man gehört und geglaubt hat, nicht sogleich nachzuerzählen und in fremde Ohren zu übertragen.“

Der Politiker heute, im Idealfall westlich, gebildet, industrialisiert, reich und demokratisch, selbstbezogen, nonkonformistisch, kontrollsüchtig mit der Neigung zu analytischem statt ganzheitlichem Denken. Der Politiker heute pflegt eine Schuld- oder Schamkultur zum Schein. Er gibt vor, für sein Seelenheil ein Teil seiner Erbmasse der Kirche und/oder dem neuzeitlichen Nonkonformalismus und Universalismus zu vermachen. Damit will er seine Partei retten, ihr Weiterleben ermöglichen. Deshalb lehnt er formal jede Gewalt ab, meidet böse Menschen und kritisierte sie mit Bonmots und Statements.

Der Politiker heute ist keine Hoffnung. Nicht für die Zukunft seiner Familie, für seine Partei und für die Zukunft des Westens. Seine Eigenschaften, seine Kulturtechniken, seine Nähe zu KI und seine Ablehnung von China werden kein Selektionsvorteil in der Politik, ob in KW, im Landkreis oder anderswo. Er wird überflüssig. Spannend ist nur zu sehen, wie ratlos, böse und gewalttätig sie werden. Und wie sie ihr Feedback ritualisieren.

One Response to Eine Denkschrift an die Mitglieder der SVV in KW

  1. ProSchulze
    15. August 2023 at 08:36

    Die Dr. Dieter Fueting-Festspiele sind feierlich eröffnet!

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