Die Menschen lieben den Verrat, aber nicht den Verräter

22. Dezember 2021
Von

Das „Bürgerbündnis 21“ in Königs Wusterhausen hat mit der Legende des „Neuanfangs“ die „Abwahl“ des Bürgermeisters Swen Ennullat unter Einsatz aller Ressourcen erreicht.

Was waren die tieferen Gründe?

Dr. Dieter FütingSwen Ennullat war nach der zugefügten blamablen Wahlniederlage des SPD – Kandidaten Georg Hanke bei der Bürgermeisterwahl ein erklärtes Hassobjekt geworden. Nicht nur wegen der zerstörten Träume von SPD und Linke, sondern vor allem deshalb, weil Swen Ennullat mit seinem Wahlsieg eine gefühlte moralische Werte – Revolution geschafft hatte.

Mit Swen Ennullat als Bürgermeister bestand aus der Sicht der Wahlverlierer nun die objektive Möglichkeit, interne Absprachen, gebrochene Versprechen und persönliches Fehlverhalten zu ihrem Nachteil offen zu legen.

Die Gefahr des Gesichtsverlustes war groß.

Denn der bis dahin laut propagierte luxurierende Friede, ihr Gewinn- und Vorteilsstreben und die geistige Verflachung hatten viele Menschen getäuscht.

Doch das Erkennen ihrer wahren Identität könnte durchaus eine Verachtung der bestehenden Taxonomie in Ennullat – Freunde und Ennullat – Gegner bewirken, so ihre Angst. Dann wäre auch eine wachsende Skepsis gegenüber demokratischen Prozessen und der Rolle der Mainstream – Medien die Folge. Ihr ambivalenter Zustand, ihre im Kern antibürgerliche Haltung sowie ihr elitärer Individualismus könnten erkannt werden.

Die Sorgen von SPD, Linke und Unterstützer waren berechtigt

Die Ambivalenz dieser Gruppierung mit ihrem Habitus von bildungsbürgerlichen Schichten und dem Widerspruch ihrer geistigen Autonomie, der kritischen Urteilsfähigkeit zu den realen Tendenzen, führte ja gerade zu einer intellektuellen Entpolitisierung der Stadtgesellschaft.

Tatsache ist, dass die Zurückweisung des ideologisch argumentierenden Georg Hanke von einer übergroßen Anzahl von Menschen als notwendige Erschütterung des Status quo willkommen geheißen wurde.

Eine fundamentale Niederlage

Die Wahl Swen Ennullats hatte endlich den vorliegenden Zustand sozialer und kultureller „Atomisierung“ der Stadtgesellschaft unterbrochen. Die soziale Beziehungen, die in einem Zustand lähmender Passivität verharrten, konnten jetzt neu organisiert und das politische Leben neu angestoßen werden. Dadurch waren die individuellen Bedürfnisse, Gefühle und Erfahrungen nach einer langen Periode wechselseitiger Isolierung und Entfremdung wieder zu einer neuen Hoffnung zusammengewachsen.

Die gefühlte moralische Werte – Revolution.

Die Wahl Swen Ennullats hatte für viele Menschen eine befreiende Wirkung. Die Vergötzung der Politik von SPD, Linke und Unterstützer war gebrochen. Ein Wertewandel schien möglich. Die partielle „linkssozialistische Wahrheit“, das moralische Werte nur als ein „Überbau“ materieller Interessen fungiere, wurde durch die erlösende „Katastrophe der Wahlniederlage des SPD – Kandidaten Hanke“ in ihr direktes Gegenteil verkehrt.

Der Kulturantagonismus im Abwahlprozess des Bürgermeisters Swen Ennullat

Trotz dieser soziologischen Beschreibung der Werte – Revolution, die von großen Teile der Stadtgemeinschaft gefühlt nachvollzogen wurden, ist es dem „Bündnis 21“ gelungen, den Bürgermeister Swen Ennullat abzuwählen.

Wie war die Restauration der alten Politik bei einer scheinbar aufgeklärten Stadtgesellschaft so schnell möglich? Warum konnte die Zerstörung der FWKW gelingen? Wie kam es zu dem Meinungsumschwung? Wer wurde „gekauft“ und warum war es möglich, Verräter zu gewinnen? Warum wurden Unterstützer zu sozialkritischen Denunzianten? Wieso sind so viele Menschen auf den absurden Slogan vom „Neuanfang“ hereingefallen?

Stadtpolitik als moralische Katharsis

Ich bin kein Mitglied der FWKW oder einer anderen Partei und werde es nicht werden. Ich mache mir nur Gedanken über Königs Wusterhausen und schreibe Essays zur kommunalen Politik. Und es ist meine Lebenserfahrung, dass politisch – ideologisches Parteidenken im Paradoxen endet, weil es kein logisch – positives Handeln hervorbringt und damit eine Moral bewirkt, die ausschließlich zwischen Zustimmen und Ablehnen zu unterscheiden vermag.

Swen Ennullat hatte mir Hoffnung gemacht. Doch diese Hoffnung ist leider zerstört worden. Ich werde kein Freund der Zerstörer werden können. Für immer.

4 Responses to Die Menschen lieben den Verrat, aber nicht den Verräter

  1. B.S.
    20. Januar 2022 at 11:36

    JA Herr Hennig, die scheinheilige Formulierung die der Autor z.B. hier im 6. Abschnitt benutzt, würde niemand verwenden, wenn er nur sagen möchte, die Anderen sind zu b l ö d, richtig zu urteilen. Das ist nur Herrn Fuetings Stil.

    HALLO HERR FUETING, ich nehme an, Sie warten noch auf Zustimmung.
    Aber ist es nicht langsam an der Zeit, damit aufzuhören, andere Bürger mit Titulierungen wie Verräter bzw. Denunzianten zu beschimpfen?!
    Auch wenn nur einige wenige Leser darüber erfreut sind, kann man nicht mehr darüber lachen.

    Und übrigens Herr Fueting, zu Ihrer Erinnerung:

    Nur Herrn Ennullats Verhalten hat wohl Einigen, die Sie Verräter nennen, die Augen geöffnet.
    Und nicht das Bündnis sondern die deutliche Mehrheit der Wähler hat ihn abgewählt. Das nennt man dann wohl Demokratie!!!

  2. Alles nur geklaut
    23. Dezember 2021 at 00:03

    „Der Bürger hat das Recht und die Pflicht, die Regierung zur Ordnung zu rufen, wenn er glaubt, dass sie demokratische Rechte missachtet.“ – Dr. Gustav Heinemann (1899-1976), dritter Bundespräsident von 1969 bis 1974.

  3. Robert Lemke
    22. Dezember 2021 at 11:31

    Ach was, KW ist doch nur ein sichbarer Eiterpikel- es ist doch überall so.

  4. Hans-Peter Hennig
    22. Dezember 2021 at 10:22

    Ich bin kein hochstudierter Mensch wie Herr Dr.Füting.
    Ich bin aber von seinen klugen Worten zutiefst berührt, weil ich meine innere Einstellung gut erklärt finde. So könnte ich es niemals ausdrücken. Ich denke, dass es so einigen FWKW-Unterstützern ähnlich geht, die gesehen haben wie durchsetzt FWKW durch Leute, die nur ihren eigenen Vorteil im Sinn hatten, war.
    Im Übrigen bin ich sehr stolz, dass es Leute gibt ,wie die Familie Almus, die sich gegen eine Übermacht von Ignoranten versuchen zur Wehr zu setzen!
    Ich wünschen allen schöne Weihnachten!

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