Wahl Nachlese: Schulzendorf ist tief gespalten!

22. Oktober 2017
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„Wir haben unser Ziel, den Wechsel an der Rathausspitze herbeizuführen, nicht erreicht.“ konstatierte Ex – Bürgermeister Dr. Herbert Burmeister am Abend der Stichwahl auf der Wahlkampfparty von Winnifred Tauche.

Katzenjammer herrschten bei ihr und ihren Unterstützern dennoch nicht. Dank eines furiosen Schlussspurts hätte Tauche Amtsinhaber Mücke auf der Ziellinie beinahe abgefangen. Ganze 270 Stimmen fehlten ihr am Ende.

Im Rennen um das höchste Amt in der Gemeinde musste eine Stichwahl entscheiden, deren Ausgang bewies, dass Schulzendorf gespalten ist.. (Foto: mwBild)
Im Rennen um das höchste Amt in der Gemeinde musste eine Stichwahl entscheiden, deren Ausgang bewies, dass Schulzendorf gespalten ist.. (Foto: mwBild)

Das Fazit der Bürgermeisterkandidatin: „Wir haben gemeinsam alles gegeben. Ich freue mich, dass ich so viel Unterstützung von Bürgern erhalten habe. Ich habe in der Stichwahl aufgeholt und am Ende war es eine enge Sache.“, resümierte Tauche.

Markus Mücke hat nahezu keinen Wahlkampf betrieben. Er verließ sich wohl auf seinen Amtsbonus und dürfte bei seinem Wahlsieg auch vom Umstand profitiert haben, dass sich vier weitere Kandidaten um das höchste Amt rangelten.

Tauches Dienstvorgesetzte bedauerte die knappe Niederlage, freute sich aber, dass sie dem Köpenicker Jugendamt erhalten bleibt. (Foto: mwBild)
Tauches Dienstvorgesetzte bedauerte die knappe Niederlage, freute sich aber, dass sie dem Köpenicker Jugendamt erhalten bleibt. (Foto: mwBild)

Der knappe Ausgang der Stichwahl zeigt: Schulzendorf ist tief gespalten, die Personalie Mücke bleibt bei Wählern hoch umstritten.

Sogar ein Teil von Mückes Wählerschaft sieht seine Amtsführung kritisch, dennoch hat er sich in der Stichwahl für ihn und nicht für Tauche entschieden, weil man auch der übermächtigen „stillen Koalition“ und besonders ihren Leitfiguren, Dr. Herbert Burmeister und Joachim Kolberg, einen Denkzettel verpassen wollte.

„Manche haben befürchtet, dass am Ende Schulzendorf von einer Bürgermeisterin Tauche, einem Gemeindevertretungsvorsitzenden Burmeister und Herrn Kolberg von der CDU durchregiert wird.“, erklärte Andreas Körner (Bündnis 90/Die Grünen).

Dass ohne Burmeister und Kolberg im Gemeinderat nichts läuft, ist kein Geheimnis. Beiden indirekt Demokratiedefizite zu unterstellen ist gewagt. Seit ihrem Bündnis im Jahr 2014 haben sie sich, und nicht Bürgermeister Mücke, für Bürgerbeteiligungen bei Bauprojekten eingesetzt. Ihnen ist es beispielsweise zu verdanken, dass den Bürgern rund 600.000 Euro Fördergelder nicht verloren gingen.

Kein alltägliches, aber erfolgreiches Bündnis. (Foto:mwBild)
Kein alltägliches, aber erfolgreiches Bündnis. (Foto:mwBild)

Aber auch alte Rechnungen wurden mit dem Wählervotum wohl beglichen. So nahm man in Kreisen der Feuerwehr Linken und CDU übel, dass sie im vergangenen Haushalt Kürzungen ihres Haushaltsbudgets vorgenommen haben.

Ob sich das Klima im Gemeinderat, das derzeit am Nullpunkt angelangt ist, verbessert oder weiter Windstärke 13 herrscht, wird von Mückes Informationspolitik, seinem künftigen Arbeitsstil und dem Auftreten seiner in der Vergangenheit oft blass gebliebenen Führungsriege abhängen.

Mückes Handlungsspielraum wurde in den zurückliegenden Jahren durch den Gemeinderat wegen seines rumpligen Führungsstils deutlich eingeschränkt. Setzt der sich fort, dürften ihm mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weitere Daumenschrauben angelegt werden.

Was sein Amtsvorgänger, Dr. Burmeister, so brillant beherrschte, nämlich Brücken zwischen Abgeordneten unterschiedlicher Standpunkte  und der Verwaltung zu schlagen, Kompromisse zu erzielen, ist Markus Mücke in seiner ersten Amtszeit nur ganz selten gelungen. Zu oft stand er sich dabei selbst im Weg. Er polarisierte lieber statt zu vermitteln.

Nur mit mehr Geschick und Fingerpitzengefühl in seiner Politik, könnte Mücke für ein besseres Klima in den Beziehungen zwischen der Mehrheit des Gemeinderats und dem Rathaus sorgen. Angesichts der Herausforderungen, die vor der gesamten Gemeinde stehen, gibt es dazu keine echte Alternative.

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