Unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn. (5)

6. Oktober 2011
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Nach 145 Stunden und 42 Minuten Fahrt durch acht Zeitzonen rollt der Zug Nummer 2 um 06:17 Uhr Ortszeit in den Bahnhof von Wladiwostok ein, pünktlich auf die Minute – ein Kompliment an die Russische Staatsbahn!

 

Die Endstation der Transsibierischen Eisenbahn: Der Bahnhof Wladiwostok. (Foto: Wolff)

In sieben Tagen hat der Rossia 9.296 Eisenbahnkilometer hinter sich gelassen, 90 große Städte durchfahren und rund 400 Bahnhöfe passiert. Nun hat die Zugfahrt ein Ende. Ein letztes Mal quietschen die Bremsen und Natalja Grischina klappt die Treppe aus. Nach zwölf Stunden Ruhezeit wird sie in ihrem Wagon Nummer 4 die Rückreise nach Moskau antreten.

Zu Zeiten der Sowjetunion war Wladiwostok die Hauptbasis der Pazifik Flotte. Wegen seiner militärischen Bedeutung war Wladiwostok eine „geschlossene Stadt“. Ausländer durften sie bis 1991 nicht betreten. Selbst Sowjetbürger konnten die Stadt erst nach einem komplizierten Antragsverfahren besuchen. An allen Zufahrtsstraßen wurden Kontrollen durchgeführt.

 

Schwere Kreuzer der russischen Pazifikflotte: Zerstörer Marschal Schaposchnikow, U - Boot Abwehrschiff Admiral Vinopradow, Zerstörer Admiral Tributs. (Von links) - (Foto:Wolff)

Wladiwostok zählt rund 600.000 Einwohner, es ist eine sehr internationale Stadt. Arbeiter, Studenten und Touristen aus China, Japan, Südkorea, den früheren mittelasiatischen Sowjetrepubliken trifft man auf Schritt und Tritt.

Besonders fällt auf, dass japanische Gebrauchtwagenfahrzeuge die russischen und europäischen Automarken fast vollständig von der Straße verdrängt haben. Nahezu alle Autofahrer steuern ihr Vehikel auf der rechten Seite, selbst auf Polizei-, Krankentransport- und Feuerwehrfahrzeuge trifft das zu.  2009 kam der Auto Import aus Japan wegen veränderter Zollbestimmung fast zum Erliegen. Die Menschen gingen auf die Straße und forderten den Rücktritt der Gebietsregierung und die Korrektur der Zollerhöhung, die einen ganzen Wirtschaftszweig zum Erliegen gebracht hatte. Die Proteste hatten schließlich Erfolg.

Mittlerweile hat sich die Stadt zu einem bedeutenden Industrie- und Wirtschaftszentrum entwickelt, besonders der Hafen fungiert als internationaler Umschlagsplatz vieler Handelsgüter.

2012 findet auf der Insel Russki, ein zur Stadt Wladiwostok gehörendes Eiland, der Gipfel der Pazifikstaaten (APEC) statt. Ministerpräsident Wladimir Putin hat die Insel per Dekret zur Sonderwirtschaftszone erklärt. Ein wahres Steuerparadies entsteht auf der einstigen Militärinsel.

Wegen dem APEC – Gipfel ist die Stadt Wladiwostok zur Megabaustelle geworden. 65 Kilometer sechs- bis achtspurige Straßen werden bei laufendem Verkehr komplett neu gebaut, die städtische Infrastruktur, Wasser- und Abwasserleitungen und der Flughafen werden modernisiert. Insgesamt sollen zum APEC-Gipfel 63 Objekte errichtet werden, darunter zwei moderne Hotels für jeweils 250 Zimmer. Die bisherigen Bauinvestitionen beliefen sich auf mehr als 15 Milliarden Euro.

Eines der größten Bauprojekte Russlands: Die Brücke zur Insel Russki. (Foto: Wolff)

Ein einmaliges Brückenprojekt, die größte Baustelle Russlands entsteht für 6,5 Milliarden Euro. Bis zum Gipfel  der Pazifikstaaten sollen in der russischen Hafenstadt zwei große Brücken gebaut werden. Eine von 226 Meter hohen Pylonen getragene vierspurige Hängebrücke wird erstmals die fünf Kilometer lange Hafenbucht Goldenes Horn überspannen. Eine weitere Brücke,

Hier entsteht für 6,5 Milliarden Euro die größte Schrägseilbrücke der Welt. (Foto:Wolff)

mit 1.104 Metern Spannweite wird als Fortsetzung der Trasse über eine Meerenge namens „Östlicher Bosporus“ auf die Insel Russki führen. Sie wird die längste und höchste Schrägseilbrücke der Welt. 320 Meter hoch werden die Pylonen in den Himmel ragen.

Dass dieses Prestigeprojekt von enormer Bedeutung für Russland ist beweisen die regelmäßigen Stippvisiten des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin höchstpersönlich. Schließlich wird das Projekt sogar San Francisco mit seiner einen Golden Gate Bridge übertrumpfen!

Dass Wladiwostok auch heute noch einen großer Flottenstützpunkt darstellt, ist unübersehbar. Noch immer befindet sich an der Uferpromenade das Hauptquartier der russischen Pazifikflotte. Davor ankern schwere Kriegsschiffe im Hafen. So der schwere Zerstörer „Admiral Pantelejew“, er nahm vor kurzem an der Anti Piratenaktion am Horn von Afrika teil.

 

Lesen Sie im nächsten Teil: Exkursion auf die Insel Russki, die vor 1991 militärisches Sperrgebiet war. Auf ihr befand sich u.a. ein Strafgefangenenlager für Angehörige der Roten Armee.

 

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