Schulzendorfer Waldsiedlung: Bei einem Pokerspiel gibt es immer einen Verlierer!

17. Januar 2011
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Pleiten, Pech und Pannen – so kann man das Dasein des seit über einem Jahrzehnt  geplanten  Projekts „Waldsiedlung”  kurz beschreiben.  Einige ambitionierte Investoren, die auf dem rund 100.000 Quadratmeter großen  Areal  zwischen der Freiligrathstraße und der Albrecht – Dürer – Straße Dutzende von Häusern bauen wollten, brachen sich in wirtschaftlicher Hinsicht das Genick. Die Folgen: Das Grundstück landete in der Zwangsversteigerung vor dem Amtsgericht Luckenwalde, der über 70 jährige frühere Grundstückseigentümer Wolfgang S. ist insolvent und das Gelände mit einem verwahrlosten Musterhaus  ein Schandfleck für Schulzendorf.

Im Dezember 2009 ersteigerte ein Unternehmen aus Hildesheim das für rund 5 Millionen Euro geschätzte Bauland zu einem Schnäppchenpreis von rund 216.000 Euro.

Hermann Vieth, einer der Investoren,  war zu Beginn seiner Aktivitäten in Schulzendorf,  angesichts der  Gespräche mit  Ex – Bürgermeister Dr. Burmeister (Die Linke) über die Entwicklung der Waldsiedlung guter Dinge. Im gemeinsamen Interesse wollte man das Projekt entwickeln. Doch die gute Stimmung ist bei Vieth seit den Gesprächen im letzten Jahr mit Bürgermeister Markus Mücke und der Bauverwaltung verflogen.   „Wir haben jetzt einen Anwalt eingeschaltet, es geht leider nicht mehr anders.”, konstatierte der enttäuschte  Investor Vieth.

Worum geht es im Einzelnen?

Die Gemeinde erwartet den grundhaften Ausbau der Freiligrathstraße zwischen Kölner und Walter – Rathenau  – Straße durch den Investor, eine durchaus übliche Praxis bei derartigen Erschließungsvorhaben.  Kostenpunkt: knapp eine Million Euro!

Ein weiterer Knackpunkt sind die Straßen, die auf dem künftigen Baufeld entstehen werden. Sie will die Gemeinde nur für eine Ablöse von 400.000 Euro übernehmen. Damit sollen der künftige Unterhaltungssaufwand der Straßen und Folgekosten abgefangen werden. Das Geld könnte die Verwaltung angesichts klammer Kassen gut gebrauchen. Vielleicht sogar für ein neues Feuerwehrauto, so hieß es jedenfalls hinter vorgehaltener Hand.

Viel zu hoch sei der Ablösebeitrag und deshalb nicht akzeptabel  bemängelt der Investor. „Es sei ein Novum, dass sich eine Gemeinde von ihrer gesetzlichen Verpflichtung zu Unterhaltung von Straßen auf diese Art freikaufen will.”, kritisierte Vieth.

Anders sieht das Bürgermeister Markus Mücke. „ Was wir vorgeschlagen haben ist kooperativ. Mit der Ablösesumme sollen die Belastungen ausgeglichen werden, die wir durch das Wohngebiet haben werden”., erklärte Mücke.

In Sachen Bebauung gibt es ebenfalls Reibungspunkte. Während die Investoren neben Einfamilienhäusern auch zweigeschossige Punkthäuser für Angestellte des in Dahlewitz tätigen Rolls – Royce  Konzerns planen möchten, lehnt die Bauverwaltung letzteres ab. Der Ortscharakter soll erhalten bleiben, hieß es dazu.

Gerade wegen der schlechten Erfahrungen  aus dem Projekt “Zum Mühlenschlag” verwies der SPD Fraktionsvorsitzende Hans Georg Bäumer darauf, dass die Gemeinde Verantwortung für alle Schulzendorfer Bürger trägt. „Wir wollen, dass gebaut wird, aber nicht um jeden Preis! Auf keinen Fall dürfen die Bewohner vom neuen Baufeld überstrapaziert werden.”, so Bäumer.

Dass Projekt Waldsiedlung bedeutet gerade  in wirtschaftlicher Hinsicht eine echte Herausforderung für jeden Investor. Bevor das erste Haus verkauft werden kann muss der Investor eine Menge Geld in die Hand nehmen.

2009 prüfte eine Investorengruppe um den Urenkel des Luftschifferfinders Ferdinand Graf von Zeppelin aus dem schwäbischen Biberach die Bebauung der Waldsiedlung. Nach intensiven Überlegungen und Marktanalysen nahmen sie jedoch Abstand von dem Vorhaben.   „Meine Entscheidung, nicht in dieses Projekt zu investieren war ausschließlich wirtschaftlich bedingt.  Der Kaufpreis war zu hoch und die Grundstückspreise in der Region zu niedrig.” erklärte Albrecht Graf v. Brandenstein-Zeppelin auf Anfrage.

Sind die Bedingungen der Entwicklung der Waldsiedlung, gerade auch wegen der Flugroutendebatte des künftigen Flughafens Berlin Brandenburg International (BBI)  vielleicht doch nicht so rosig, wie vielfach angenommen?

Zu einem Pokerspiel, in dem es immer einen Verlierer geben wird, dürfen die Verhandlungen zwischen der Gemeinde und den Investoren jedenfalls nicht abgleiten. Denn  es hat in den vergangenen Jahren schon zu viele Unterlegene in Sachen  „Waldsiedlung”  gegeben.

6 Responses to Schulzendorfer Waldsiedlung: Bei einem Pokerspiel gibt es immer einen Verlierer!

  1. Holger Hoppe
    12. Oktober 2015 at 10:38

    Teuer, kein Fortschritt, in der Zeit zurückgeblieben…so könnte man die Lage um Schulzendorf, aber auch Nachbargemeinden wie Zeuthen, Eichwalde beschreiben. Die Grundstückspreise für angehende Hausbauer sind unverschämt hoch und entbehren jeglicher Grundlage! Wofür sollen die denn gerechtfertigt sein!? Klar, es ist zweckmäßig, man hat zur Genüge Einkaufsmöglichkeiten wie das Gewerbegebiet in Waltersdorf und das A10-Center in der Nähe und die Anbindung an die Natur, aber das war es dann ja auch schon. Wirklich schön ist es nirgends. Es kommt mir vor, als wenn seit der Wende die Zeit fast stehengeblieben ist. Alte Kopfsteinpflasterstraßen in Eichwalde, krumm und schief. Kaputte oder keine Gehwege vielerorts. Eine schöne Kleinstadt – mit großer Fußgängerzone und schönen Geschäften – einer hübschen Innenstadt – alles Fehlanzeige. Insgesamt wirkt Schulzendorf veraltet. Doch trotzdem zieht es junge Menschen bzw. Familien hierher. Die Gemeinden sollten sich über das Interesse freuen und die Verjüngung und Modernisierung ihrer Gemeinden auch attraktiv machen. Aber auch hier sehe ich keinen Fortschritt. Neue Baugebiete? Fehlanzeige. Man sucht sich dumm und dämlich, etwas zu finden. Die Privateigentümer von Grundstücken warten weiter ab, wollen noch mehr Geld rausschlagen für völlig verwilderte, mit Bauruinen belasteten Gebäuden, was zusätzliche Kosten bedeutet, dabei ist die Gegend doch seit den vielen Fliegern, die über die südliche Landebahn landen und abheben, mit eben diesem Makel behaftet. Dazu die schlechte Wasserqualität, hart, kalkhaltig, Eisenrückstände, Grünspan….was denn noch? Und dafür astronomisch hohe Preise für ein mickriges Stück Land in einer – für meine Verhältnisse unterentwickelten Region. Dass die Gemeinde dann auch noch Investoren mit solchen Auflagen vergrault – wie ich jetzt erst bemerkt habe, läuft dies ja schon seit 2011 oder länger – kann ich nicht nachvollziehen. Ach die Kirche scheint ja hier in und um Schulzendorf jede Menge Land zu besitzen. Statt es zu verkaufen, Erbpacht! Was soll denn das? Am Ende die selbe Summe oder gar mehr zu bezahlen, und es gehört mir dann nicht einmal…wer macht denn so etwas? Und wie naiv sind Leute, die annehmen, jemand baut dort. Hier wird aus meiner Sicht in jeglicher Hinsicht von der Gemeinde zu wenig unternommen, um junge Menschen in ihre Gegend zu ziehen. Es geht alles im Zeitlupentempo voran, wenn überhaupt! Politik, wie wir sie ja auch schon vom Pannenflughafen BER kennen. Völlig unverständlich für den Bürger sprich Steuerzahler. Da hilft wirklich nur noch eines – was hier ja schon jemand geschrieben hat zum Thema Waldsiedlung: Wegziehen!!! In jeder “Am Arsch der Welt-Gemeinde” südlich von Königs Wusterhausen ist da mehr passiert.

  2. Ein Interessierter
    20. Januar 2011 at 22:29

    Bei diesen grottenschlechten Gemeindevertretern sollte man sich nicht ärgern sondern einfach wegziehen.
    Da kommen Investoren und bekommen für 216.000 Euro ca. 100.000 qm Bauland. Sie müssen noch einmal ca. 1.000.000 Euro für die Freiligrathstr kalkulieren. Das macht einen qm-Preis von ca. 12 Euro (Verkehrswert ca. 50 Euro). Dann besteht diese “gierige” Gemeinde auf eine ortsübliche Bebauung (Schikane) und eine Ausgleichszahlung von ca. 400.000 Euro vor (nackte Gier) – das bedeutet jetzt einen qm-Preis von ca. 16 Euro (Unverschämtheit). Der halbe ausgewiesene Festplatz darf dafür zusätzlich bebaut werden (noch eine Schikane).
    Demgegenüber steckt der Investor sein sauer verdientes Geld in diese marode Gemeinde. Und das natürlich ohne Gewinnstreben. Denn alle Wohnungen bzw. Häuser werden sicher zum Selbstkostenpreis quasi verschenkt. Selbst der jetzt beauftragte Rechtsanwalt arbeitet bestimmt kostenlos für den armen Investor.
    Bisher war ich immer der Annahme, dass Bauauflagen/-beschränkungen durch die Baubehörde festgelegt werden – dank geballt vorgetragener Sachkompetenz weiss ich jetzt, dass das die Gemeindevertreter machen (ein Bestimmter?, eine Fraktion? oder alle?).
    Jetzt werde ich mal auf die blühenden Landschaften warten – zu sehen in Schulzendorf ab Frühling 2011.

  3. Uwe
    20. Januar 2011 at 18:15

    Die Wohngebietsdiskussion in Schulzendorf ist durch. Es gibt keine Entwicklung mehr in Scjulzendorf, da der Fluchhafen jede Diskussion verlärmen wird. Wer das nicht zu Kenntnis nimmt, will nichts verstehen.

    Die Freiliggarstraße als Auflage mit auszubauen ist natürlich ein Witz, aber die Gemeinde hat ja die Einwändungen im FNP nicht wahr haben wollen – und hat trotz eines Entwässerungsproblems, gleich den Wald mit als Wohngebiet zugeschlagen.

    Aber um das Thema nicht zu verfehlen – derartige Gebiete lassen sich nicht mehr verkaufen, da auch kein Investor mehr Geld bei der Bank dafür bekommt bzw. nicht gerade so flüssig ist. Eine Randbebauung zur Richt Wagner – Straße wäre realistisch – alles andere ist Träumerei

    So haben wir jetzt zwei schöne große Schilder : Baustelle – betreten verboten – ISt doch was, lieber wäre mir das der Zirkus – den Ersatz. der in der GV geboten wird- ist nicht mehr magenfreundlich.

  4. feierabend
    19. Januar 2011 at 20:02

    Es ist schon Komisch,da kommen Investtoren nach Schulzendorf, wollen ne Menge Geld investieren und als Dank bekommen Sie von unseren Gemeindevertretern ne Menge Auflagen, damit Sie überhaupt Bauen dürfen. Ich sage nur das Teilstück in der Freiligrathstr, und und. Das da die Investoren keine Lust haben, dürfte jeden Verständlich sein. Es spielt keine Rolle für wieviel Geld Sie das Grundstück erworben haben.Fakt ist, es wurde versteigert. Der jetzige hat das rennen gemacht. Und nun kommen die Neider “Gemeindevertreter” und sagen, man hätte es nahezu verschenkt. Hilfe wie Naiv sind diese Leute denn?? Und nun soll der gute Investor die Taschen mal richtig auf machen???!!! Es ist kein wunder das Schulzendorf die Wende noch nicht verstanden hat. Unsere Nachbar Gemeinden haben bereits Blühende Landschaften. Schulzendorf braucht dank dieser Gemeindevertreter noch 20 Jahre länger. Weiter so….

  5. Ein Interessierter
    18. Januar 2011 at 17:20

    @ “Baumaxe”
    TOLLE LEISTUNG SCHULZENDORF:
    – Schulzendorf sind alle Bürger der Gemeinde. Ich weiss für mich nicht, worin
    meine tolle Leistung besteht – aber trotzdem Danke für das Lob.
    Danke Gemeindevertreter !:
    – Der Straßenausbau wurde in der Gemeindevertretung konträr diskutiert –
    wie auch in der Bevölkerung. Aber in einer Demokratie zählt nun einmal der
    Mehrheitsbeschluß.
    – Für die Planung und Durchführungsüberwachung der Arbeiten an der Butze
    sind Gemeindevertreter nicht zuständig.
    – ??? Für den Waldfrieden wurden Fördergelder genehmigt. Der einzige mir
    bekannte Investor ist die Gemeinde.

    Aber was hat das Alles mit dem oben stehenden Artikel über die
    Waldsiedlung zu tun.
    Ich glaube: Thema verfehlt – 6 – setzen.

  6. Baumaxe
    17. Januar 2011 at 21:26

    Die gesamte Bauverwaltung hat in den letzten Jahren ihre (IN)Kompetenz eindrucksvoll bewiesen!

    16 km Straßenausbau: eine verfehlte Planung – europaweite Ausschreibung, es wird ja alles billiger, genau das Gegenteil ist eingetreten!!!!

    Butze: katastrophale Planung, Kontrolle und überwachung!

    Waldfrieden: Nun dürfen Investoren nicht das bauen, was sie möchten.

    TOLLE LEISTUNG SCHULZENDORF. Danke Gemeindevertreter !

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