Klartext: Ministeriumssprecher zum möglichen Projekt – Aus von „Klasse: Musik“

17. Juni 2016
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Florian Engels ist Sprecher im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) in Potsdam. Der Schulzendorfer sprach mit ihm über das mögliche Projekt – Aus von “Klasse: Musik” der Grundschule Schulzendorf.

Herr Engels, Kinder und Eltern in Schulzendorf sind traurig, dass ein so beliebtes Projekt, wie „Klasse: Musik“ vor dem Aus steht. Was sind die Gründe dafür?

Bei „Klasse: Musik“ handelt es sich um sehr gutes und ein zusätzliches Angebot an die Schülerinnen und Schüler. Es ist erfreulich, wenn sich daran viele Kinder beteiligen – die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig. Mein Sohn hatte daran an einer Potsdamer Schule teilgenommen. War richtig gut.

Für „Klasse! Musik für Brandenburg“ bestehen rechtliche Bestimmungen, nach denen es auch an der Grundschule Schulzendorf umgesetzt werden kann. Stunden, die zweckgebunden für andere pädagogisch notwendige Maßnahmen zur Verfügung stehen, können hierfür jedoch nicht eingesetzt werden. Das gilt auch für die anderen 64 Schulen im Land Brandenburg, die bei dem Projekt mitmachen.

Florian Engels: "Sofern die Schule sich konzeptionell so aufstellt, dass alle rechtlichen Bedingungen eingehalten werden, kann die Arbeit mit zusätzlichen Stunden durch das Staatliche Schulamt Cottbus unterstützt werden."

Florian Engels: “Sofern die Schule sich konzeptionell so aufstellt, dass alle rechtlichen Bedingungen eingehalten werden, kann die Arbeit mit zusätzlichen Stunden durch das Staatliche Schulamt Cottbus unterstützt werden.”

 Warum können die notwendigen Stunden nicht gegeben und finanziert werden?

Die Konzeption zur Umsetzung des Bildungsprogramms basiert auf der Rahmenvereinbarung vom 27.08.2012 zwischen dem Verband der Musik- und Kunstschulen (VdMK) und uns und wurde durch uns in der Startphase unterstützt.

In diesem Zusammenhang hat die Schule einen Antrag auf Durchführung eines Schulversuchs gestellt, der durch uns geprüft wurde. Er musste aber abgelehnt werden, da er nicht den rechtlichen Bedingungen nach Schulgesetz entsprach (§ 8 zu Schulversuch).

Im Übrigen wurde in der Konferenz der Lehrkräfte der Grundschule Schulzendorf am 14.06.2015 einstimmig beschlossen, mit Wirkung zum neuen Schuljahr 2016/17 das Projekt “Klasse -Musik für Brandenburg” zu beenden. Damit folgte die Konferenz der Lehrkräfte dem Beschluss der Fachkonferenz Musik vom 04.05.2016. Ein entsprechender Beschluss der Schulkonferenz liegt unseres Wissens noch nicht vor.

Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für diesen Beschluss?

Hintergrund dürfte sein, dass die Lehrkräfte für Musik der Auffassung sind, dieses Projekt nicht im Rahmen des Brandenburgischen Schulgesetzes und den entsprechenden Verwaltungsvorschriften sowie nach den Vorgaben, die der Kooperationsvertrag zwischen uns und dem VdMK beinhaltet, durchführen zu können.

Hat Ihr Ministerium der Grundschule Alternativen vorgeschlagen?

Empfehlungen von uns und des staatlichen Schulamtes Cottbus als Schulaufsicht dieses Projekt im Rahmen einer Verlässlichen Halbtagsgrundschule oder eines veränderten Ganztagsprojektes durchzuführen, wurden von der Schule abgelehnt. Auch das Angebot, die zusätzliche Musikstunde als Arbeitsgemeinschaft durchzuführen, wird von der Schule abgelehnt.

Wir bedauern den Entschluss der Lehrkräfte der Grundschule Schulzendorf. Es wäre schön, wenn „Klasse: Musik“ im Rahmen der Vorgaben weitergeführt würde. Das gelingt an vielen anderen Schulen auch.

Warum kann die Grundschule keine musikbetonte Grundschule werden, damit die Musikklassen weiter geführt werden können?

Nach Schulgesetz haben Schulen die Möglichkeit, ein Schulprofil zu entwickeln. Im Rahmen der Schulprofilgebung kann die Schule natürlich eine Musikbetonung im Schulprogramm aufnehmen und Klassen unter dem Vorbehalt der individuellen Förderung entwickeln. Die Musikorientierung könnte im Einvernehmen mit dem Schulträger auch im Schulnamen verankert werden.

Haben hier nicht sehr engagierte Lehrer gezeigt, was man aus einer normalen Schule machen kann? Wäre allein dies nicht Grund genug, hier stützend zu helfen?

Ja, hier wurde viel Engagement gezeigt, aber natürlich muss sich alles im rechtlich vorgegebenen Rahmen bewegen. ´Grundschule` im Land Brandenburg hat viele Facetten und besteht nicht allein aus der reinen Lehrtätigkeit der Lehrerinnen und Lehrer  nach den Vorgaben der Stundentafel. Das Engagement der Lehrkräfte ist unbestritten – so, wie an vielen anderen Schulen auch. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal der Schule in Schulzendorf.

Ist denn nicht ein Kompromiss möglich?

Einen Kompromiss in dem Sinne kann es nicht geben, denn die rechtlichen Grundlagen müssen ein einheitliches Handeln im ganzen Land sichern. Sofern die Schule sich konzeptionell so aufstellt, dass alle rechtlichen Bedingungen eingehalten werden, kann die Arbeit mit zusätzlichen Stunden durch das Staatliche Schulamt Cottbus unterstützt werden.

Wir und das Schulamt haben uns viel Zeit für Gespräche mit der Schule genommen. Dabei wurde ihr auch nahegelegt, ein Ganztagskonzept zu entwickeln. Mit diesem Konzept kann neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch das Projekt „Klasse! Musik für Brandenburg“ an der Schule unterstützt werden. Hierfür würden zusätzliche Ressourcen in Form von Lehrerstunden und Honorarmitteln zur Verfügung gestellt.

5 Responses to Klartext: Ministeriumssprecher zum möglichen Projekt – Aus von „Klasse: Musik“

  1. René
    18. Juni 2016 at 11:29

    Herr Engels hat die zentrale Frage „Weshalb man der Schule nach 6 Jahren Erfolgsmodell nicht den Titel „Schule mit besonderer Prägung“ zugestehen möchte, vergessen zu erwähnen. Seit 4 Jahren bemüht sich die Schule um diese Anerkennung im Namen und wie ich der Pressemitteilung entnommen habe, ist eine Cottbusser Grundschule mit besonderer Prägung für den Bereich Sport ganz selbstverständlich eingerichtet worden. Den Eindruck, dass alle Seiten zu hören waren, habe ich nicht. Wenn sich ein Schulleiter gegenüber der Presse nicht äußert, darf man wohl annehmen, dass hier ein Maulkorb verteilt wurde.

    Anmerkung der Redaktion: Die Auffassung von Herrn Freese ist zentraler Inhalt eines redaktionellen Beitrages, der am Montag im Schulzendorfer erscheinen wird.

    Michael Wolff
    Redaktion Der Schulzendorfer

  2. IRRO
    18. Juni 2016 at 10:56

    Sicher ist Musik schön. Doch sind für das Leben nicht andere Fächer wichtiger und haben andere Fächer nicht auch Prioritäten – Jugend forscht – Sport – Mathematik – Was ist mit Schülern, die hier besondere Leistungen und Interessen zeigen? Haben sie nicht die gleichen Rechte? Oder versehen die Eltern mehr von Musik als Mathe und Physik?

  3. schulzendorfer Mutti
    17. Juni 2016 at 20:16

    Wollen wir nicht mal wieder Unterricht machen und dieses Projekt eine Nummer kleiner angehen.

  4. Claudia Hübner
    17. Juni 2016 at 17:55

    Gut mal alle Seiten zu hören. Also wenn die Lehrer beschlossen haben, das Projekt einzustellen, dann frage ich mich, warum kein Kompromiss mit dem Ministerium eingegangen wurde?

  5. Daniel Kitzmann
    17. Juni 2016 at 17:06

    Ich kann nur sagen das meine Tochter unendlich traurig ist über das Ende der Musikklasse .
    Aber am Ende ist es immer so, für die Jugend ist kein Geld und keine Zeit,dabei soll das doch mal unsere Zukunft sein.

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